Verschachert

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gerwine ogbuagu Avatar

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Ein großes Panorama beschreibt Stachniak in ihrem neuen Roman, bildreich malt sie mit Worten Szenen, Charaktere, Situationen aus einer Zeit, in der eine der größten Umwälzungen der Menschheitsgeschichte stattfand: Ende der Monarchie durch die Französische Revolution hin zum Bürgertum. In dieser aufregenden Zeit nimmt Stachniak uns mit auf die Entwicklungsreise des jungen Mädchens Véronique Roux. Ihr Schicksal ist bewegend und anrührend, ist sie doch von Grund auf unschuldig in jeder Hinsicht. Véronique lebt in Armut mit drei Brüdern und der Mutter, einer Näherin. Mühselig halten sie sich über Wasser, mit Klamotten, die die Mutter in Paris findet, flickt und verkauft. Man kann förmlich den Geruch der Armut zwischen den Seiten herausströmen fühlen. Diese Armut zwingt die Mutter, ihre Tochter fortzugeben. Ein Herr Durand spricht vor, um sich über sie zu erkundigen. Die Arroganz des Verhandlers, die Hilflosigkeit des Mädchens und seiner Mutter, die nur Vorteile darin sieht, ihre Tochter wegzugeben, in eine ungewisse Zukunft, ist bewegend. Das Vorwort beginnt 1793 – also nach dem Beginn der französischen Revolution. Im Rückblick erfahren wir was seit 1755 geschah. Die Geschichte wird in vier Teilen erzählt. Im ersten Teil spricht Véronique zu uns abwechselnd mit dem erzählenden Teil über sich. Véroniques eigene Eindrücke sind dicht und anrührend, sie bewegen in ihrer Intensität. Ihr Schicksal ist grausam, sie wird vom Hof König Louis XV verstoßen, als sie schwanger wird. Weiter geht es mit dem harten Leben ihrer Tochter Marie Louise im zweiten und dritten Teil der Geschichte. Diese leidet unendlich darunter, dass sie ihre Eltern nicht kennt. Viel später stellt sie Nachforschungen an.
Alle Schauplätze existierten wie zum Beispiel das Haus „Hirschpark“ in Versailles. Junge Mädchen lebten und warteten dort bis der König sie rief. Heute würde man dies als nichts weniger als Kindesmissbrauch ansehen. Es war Praxis vieler Herrscher und ist es auch heute noch in vielen Gegenden unserer Welt. Der Übergang der Monarchie zum Bürgertum wird ebenfalls eindringlich beleuchtet und lässt uns schaudern ob der Willkür der Mächtigen. Stachniak schreibt eine Generationengeschichte und an den Beispielen von Mutter und Tochter erleben wir eine große Epoche.
Dieses Buch verspricht Spannung, Abenteuer und Einblicke in eine Epoche, die uns so fern erscheint. Die Konsequenzen dieser Epoche jedoch reichen bis in unsere Zeit.