Die Leute, die sie vorübergehen sahen

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lunamonique Avatar

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Kurios und ausgefallen, so ist der Eindruck der Geschichte. Ein entführtes Kind muss sich immer wieder mit Neuem auseinandersetzen, sucht die ganze Zeit ein wirkliches Zuhause und trifft auf merkwürdige Menschen. Tragik schwingt mit, aber auch Kampfgeist. Eine Geschichte, die berührt und von Humor getragen wird. Die amerikanische Gesellschaft muss die Hosen runter lassen. Ein seltsamer, unterhaltsamer Einblick ins Geschehen. Die Geschichte überzeugt, weil sie anders ist. Keine Opferrolle, sondern aufmerksamer Zuschauer. Philosphie im Roman kann an den richtigen Stellen mitreißen oder ein Gesamtkunstwerk aus der Geschichte machen. Der Titel stimmt auf die Beobachtungsposition ein und macht Lust auf mehr. Mir gefällt die Idee, auch wenn sie an die Nieren geht. Eine Entführung ist immer entsetzlich. Ein Mensch wird aus dem Leben gerissen. Mit drei Jahren hat Sal alle Chancen zu vergessen und das Leben als Abenteuer anzusehen. Der Autor Scott Bradfield hat bisher mit elektrisierender Beschreibungskunst und poetischer Intensität überzeugt und wird die Leser auch jetzt wieder fesseln. Er hat das Besondere im Blick, das Zwischenmenschliche, faszinierende Augenblicke. Mit "Die Leute, die sie vorübergehen sahen" wird er an seine Erfolge nahtlos anknüpfen. Das Cover macht einen seltsamen Eindruck. Es besteht aus einer Bleistiftkinderzeichnung auf weißem Untergrund. Kein Lächeln im Gesicht, nur ein Strich als Mund. Der Anfang vielleicht, das Machtlose, ein paar wichtige Details. Eingeschlossen, wie unter einer Glasglocke? Das Strahlende in den Händen, sind es Münzen? Passt das wirklich zur Geschichte? Man wird sehen. Das Pink des Titels lockert wenigstens auf. Mich hat der kurze Text neugierig gemacht. Die Erwartung ist hoch.