Eine etwas andere Kindesentführung

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leseleo Avatar

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"Die Leute, die sie vorüber gehen sahen" hat eine interessante zugrundeliegende Geschichte: Ein dreijähriges Mädchen wird entführt und findet sich nun in ihrem neuen Leben zurecht. Anstatt ihrem alten Leben nachzutrauern, zieht sie nüchtern Vergleiche und freundet sich so mehr oder weniger mit dem neuen Leben an.
Anfangs war ich doch recht "geschockt" über die Grundstory. Eine Kindesentführung verursacht immer ein bedrückendes Gefühl. Durch die nüchternen, teils ironischen Gedanken, die Sal hat und äußert, weicht dieses Gefühl schnell dem Interesse für dieses Buch.
Bradfields Art des Schreibens ist in diesem Buch von langen Monologen der Erwachsenen gekennzeichnet, was in dieser Geschichte ja auch nicht ungewöhnlich ist: Jeder erzählt dem Kind, welche Gedanken er hat und versucht ihr so etwas für das Leben beizubringen. Diese Monologe sind manchmal etwas langwierig zu lesen, werden aber zumeist von den Sals Gedanken unterbrochen, was den Gesamtlesefluss verbessert.
Von dem versprochenen Abbild und Eindruck in die amerikanische Gesellschaft ist in der Leseprobe noch nicht viel zu erkennen, aber gerade diesbezüglich bin ich sehr gespannt.
Alles in allem, ein interessantes Buch, was sich sicherlich von der Story her deutlich von anderen Büchern abhebt. Es ist ganz gut zu lesen, wenngleich die langen Monologe und das Format (schmaler Text, viele Zeilenumbrüche) den Lesefluss ein wenig stören.