Unbeschwerte Jugend

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zoe2018 Avatar

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Sommer 1986: Eine Clique Jugendlicher trifft sich regelmäßig im Park, um zusammen abzuhängen: Alex und Marion, Kai und Lara, Mike, Markus und Rolf, Paul und Christine, Tanja - und Jan.

27 Jahre später: Jan Römer ist inzwischen 43 Jahre alt, verheiratet mit Sarah und Vater eines Sohnes. Seit knapp 20 Jahren ist er als Autor und Journalist tätig, aktuell beim „Reporter“, für die Themen Reise und Sport. Als ein Kollege ausfällt, soll Jan über ein nie geklärtes Verbrechen schreiben, das in eben diesem Sommer geschah. Und das Pikante daran, er war selbst dabei. Zusammen mit einer ehemaligen Praktikantin und guten Freundin Stefanie Schneider, genannt Mütze, macht sich Jan daran, die Fakten zu recherchieren.

Damals: Zwischen Jan und Tanja knistert es gewaltig. Jans bester Freund ist Mike, der wird jedoch gemobbt, besonders von Paul. Aber ist der deshalb auch ein Mörder? Markus hat ebenfalls Probleme, denn er ist ziemlich dick. Somit das perfekte Opfer? Was geschah wirklich in jenem August 1986 auf der Lichtung? Wer ist Täter, wer ist Opfer? Was werden Jan und Mütze über diesen Cold Case herausfinden?

Jan studiert die alten Akten und stößt schon bald auf Ungereimtheiten. Auf der Suche nach der Wahrheit trifft er seine alten Freunde, zunächst Rolf, dann Lukas, danach Alex und schließlich Tanja, seine erste große Liebe. Jan und Mütze müssen erfahren, dass ihre Nachforschungen bei den Freunden von einst, die seit jener Zeit keinen Kontakt mehr untereinander haben, auf wenig Gegenliebe stoßen. Niemand hat mehr Interesse daran, an den alten Wunden zu rühren. Aber erst als seine Familie bedroht wird, erkennt Jan, dass der Täter von damals jetzt auch ihn im Visier hat.

Schauplatz ist Köln und das Bergische Land. Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen aus der Ich-Perspektive von Jan erzählt: der eine im August 1986, der andere in der Gegenwart. „Die Lichtung“, das Krimidebüt von Linus Geschke, lässt sich flott und flüssig lesen. Zudem erfährt man in dem Buch Einiges über das Feeling der 80er Jahre: die unbeschwerte Jugend, die erste Liebe, die Musik, die Mopeds. Die Rückblicke nehmen hierbei einen breiten Raum ein. Das geht ein bisschen zu Lasten der Spannung.

Auch mit Jan bin ich nicht richtig warm geworden. Ein Träumer, der sich selbst als Erwachsener manchmal noch wie ein Teenager benimmt. Wobei er im Verlauf der Geschichte doch eine positive Charakterentwicklung durchmacht. Mütze dagegen war mir sofort sympathisch, eine pragmatische, starke Frau. Und als Team haben die beiden auf jeden Fall Potenzial.

Alles in allem fordert die Geschichte den Leser, allerdings nicht auf unangenehme oder anstrengende Weise. „Die Lichtung“ ist zweifellos ein Krimi, der einen nicht so schnell loslässt. Vergnügen im eigentlichen Sinne wird man beim Lesen angesichts der Geschehnisse eher nicht empfinden, obwohl es nicht vollkommen humorlos zugeht.

Fazit: Solider Regio-Krimi mit viel Lokalkolorit über einen ungelösten Kriminalfall und eine unbeschwerte Jugend. Mehr Jugendroman als Krimi. Ein Erstling mit Hoffnung auf Steigerung.