Balanceakte

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"So, wie es war, war es gut. Und so, wie es war, war es fragil."

SIe heißen Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde. Sie kennen sich alle mehr oder weniger intensiv, und ihre Leben sind auf die ein oder andere Art miteinander verknüpft. Sie alle verbindet, dass sie die Liebe kennengelernt und wieder verloren haben. Sie alle versuchen, das Unmögliche zu schaffen - Lieben, stark sein, und sich dabei treu bleiben.

Völlig mühelos und authentisch erzählt Daniela Krien aus dem Leben dieser fünf Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und doch so viel gemeinsam haben. Familie, Ehemann und Kinder sind bei ihnen allgegenwärtige Themen, meistens mit Schmerz belastet, aber auch mit sehr viel Liebe und Leidenschaft verbunden. Und jede dieser Frauen war mir beim Lesen nah und sympathisch, selbst wenn sie im Grunde Konkurrentinnen sind wie Brida und Malika, die den gleichen Mann lieben, oder Malika und Jorinde, die ungleichen Schwestern. Daniela Krien macht einfach jede dieser Frauen begreiflich. Das Buch hätte endlos weitergehen können - zu jeder in einem Nebensatz erwähnten Frau hätte es eine weitere Geschichte geben können, und ich hätte sie verschlungen.

Dieses kleine Buch ist voller Klugheit, voller Gefühl und voller Hoffnung. Die Beziehungen zwischen den Frauen sind zwar omnipräsent, aber ihren Höhepunkt erreichen sie erst, wenn Malika und Jorinde ein alternatives Lebensmodell testen und ein wahres "Matriarchat" entsteht, voller weiblicher Kraft und Liebe. Ehemänner und Kinder (ob vorhanden oder nicht) spielen aber insgesamt eine wichtigere Rolle, da sie wesentlich das Leben der fünf Frauen bestimmen. Alle hadern mit ihrer momentanen Situation und der Vergangenheit, keine ist wirklich glücklich damit, wie es geworden ist. Doch keine gibt auf, sie leben ihre Leben, eben weil sie es müssen. Und alle finden sie einen guten Weg für sich.

Daniela Krien ist ganz sicher keine Happy-End-Kitsch-Autorin, sondern zeigt ganz klar die Möglichkeiten auf. Wenn die Frauen sich dann entscheiden, aus einem inneren Impuls heraus etwas Gutes zu schaffen, einen Schritt in eine positive Richtung zu gehen, dann ist das noch nicht das Ende, sondern erst der Anfang dieses neuen Weges. Und das macht das Buch so eindringlich.

Wieder einmal habe ich eine Neuerscheinung aus dem Diogenes Verlag mit großer Begeisterung gelesen. Wie immer eine besondere Geschichte, großartig geschrieben und sehr erfüllend. Mehr davon!