Fünf Mal das Gleiche

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hurmelchen Avatar

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Sie heißen Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde.
Sie kennen sich teilweise aus diversen Gründen und haben, laut Klappentext, als Kinder den Fall der Mauer erlebt.
Das allerdings spielt in Daniela Kriens Roman "Die Liebe im Ernstfall" nun gar keine Rolle.
Wie so vieles in diesem Roman eigentlich gar keine Rolle spielt.
Handlung zum Beispiel. Oder interessante Charaktere.

Jede der fünf Protagonistinnen in Kriens Roman scheint von einer ähnlichen Seelenqual ergriffen, daher sind sich die Frauen in ihren Befindlichkeiten dermaßen gleich, das sie nahezu austauschbar sind.
Nach jeder gelesenen Episode, hat man die vorige schon vergessen. Eine solche Beliebigkeit ist selten.
Noch schlimmer allerdings ist, dass die Frauen sich nur über Männer, Sex und die daraus resultierenden Kinder definieren, wobei die Kinder die Leidtragenden der immer folgenden Trennungen und der zunehmenden Enttäuschung ihrer Mütter sind.
Wo bitte sind Jahrzehnte der Emanzipation geblieben?
Leider sind auch die Männer und die leidtragenden Kinder alle aus dem gleichen Holz geschnitzt...
Das gesamte Personal dieses Romans ist so eindimensional, dass es schmerzt.
Dabei kann Daniela Krien schreiben, zieht einem am Anfang noch in ihren Bann. Aber spätestens wenn in der dritten Episode zum wiederholten Mal "Mauersegler durch die Straßen jagen und Linden ihren Duft verströmen" fragt man sich, warum der Lektor nicht eingegriffen hat.
Am Ende hat mich keine Frau, kein Mann, kein Kind und kein Mauersegler mehr interessiert, ich war froh, diesen Roman aus der Abteilung "Deutsche Befindlichkeitsliteratur" zuschlagen zu können!