Kampf mit der Freiheit

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miian Avatar

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Die fünf Frauen Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde leben sehr unterschiedliche Leben, doch jede einzelne hat zu kämpfen mit der Freiheit, die die Generation der Eltern/Mütter noch nicht hatte. Diese neue Freiheit bringt den Zwang zu wählen zwischen Job und Familie, Trennung oder Bleiben in einer nicht mehr funktionierenden Beziehung. So wollen sie einerseits sich selbst treu bleiben, teilweise sich selbst verwirklichen, andererseits aber auch den Anforderungen entsprechen, welche die Gesellschaft an sie stellt. So leidet Paula unter dem Verlust ihrer Tochter und schämt sich dafür, dass sie als Frau weiterhin Lust empfindet und diese ausleben will. Ihre Freundin, die beruflich erfolgreiche und resolute Judith sucht aber findet keinen Mann der mit ihrem Temperament mithalten kann und wird von ihrer Mutter wegen Enkelkindern genervt. Die Schriftstellerin Brida hat Malika den Mann ausgespannt, fand im Familienleben aber doch keine Erfüllung und scheint immer das zu wollen, was sie gerade nicht haben kann. Die Autorin lässt im Buch gekonnt Bridas Mann fragen, "ob sie geglaubt habe, man könne alles haben, ohne Verzicht, ohne Beschränkung? Ob sie ernsthaft gedacht habe, sich Kinder und Kunst und Kultur und Freunde und Mann und Sex und Zeit zum Lesen und Zeit zum Nichtstun und spontane Flüchten und wer weiß noch alles nehmen zu können, ohne einen Preis zu bezahlen?". Von dem Schmerz, den Malika erleben musste als ihr Mann sie für Brida verließ erfährt der Leser erst um einiges später - doch auch sie ist eine starke Frau die ihren Weg im Leben findet und der vom Leben und den Eltern bevorzugten Schwester in schwierigen Zeiten die wichtigste Stütze ist. Trotz aller Härten gibt es für alle diese Frauen Momente des Glücks und Lichblicke, die sie weitermachen lassen.
Die Geschichten der Frauen sind wunderbar einfühlsam erzählt und sorgfältig verwoben. Dabei verschwimmen die Grenzen der Zeit, die Geschichten sind nicht chronologisch geordnet sondern finden in eher unbestimmten Zeiträumen statt. Das verleiht dem Text ein Gefühl von Zeitlosigkeit. Die immer wieder auftauchenden Mauersegler symbolisieren gekonnt die Spontaneität aber auch die Flüchtigkeit des Glücks: Plötzlich sind sie da, aber man weiß auch, dass sie wieder verschwinden werden....
Eine sehr schöne Lektüre über Frauen, die sich dem Leben stellen und ihren Weg finden.