Schuld sind die Kinder?

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retemirabile Avatar

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Solange alles heiter ist, scheint Liebe einfach. Daniela Krien konzentriert sich in ihrem neuen Erzählband „Die Liebe im Ernstfall“ jedoch auf die dunklen Seiten, die Bestandsproben, die Scheite, die einem zwischen die Beine geworfen werden. In fünf teilweise lose, teilweise fundamental ineinander verwobenen Frauenportraits erzählt die Autorin davon ,wie es weitergeht, wenn verletzt, betrogen, gelogen oder enttäuscht wurde. Dies tut sie in einer Sprache, die einen schnell in die Geschichte fallen lässt, rasch entsteht ein Bild der Charaktere vor dem inneren Auge. Nicht ausgeschlossen ist jedoch, dass dies umso leichter fällt, als dass Krien, wenn sie auch nicht aktiv Stereotype bedient, zumindest gut zulässt, dass man sich als Leser seine Vorurteile und Muster in die Personen hineinliest. Was an anderen Stellen, und zum Beispiel auch in anderen Büchern Kriens, erlaubt, dass damit ein besseres Identifizieren mit den Figuren möglich ist, macht es hier ein wenig beliebig. Es fehlt die Dringlichkeit, die einen immer wieder zum Buch greifen lässt, obwohl es gut lesbar und ohne Längen geschrieben ist.

Traurig ist, dass der Ernstfall in der Liebe scheinbar allzu oft bei den Kindern liegt – so zumindest vom Buch suggeriert. Seien es ausbleibende, verschwindende oder einfach existierende Kinder – sie alle werden zu oft ins Feld geführt als Argument für das Ende der Beziehungen. Das ist nicht nur kurzsichtig und wenig reflektiert, sondern fühlt sich geradezu gemein an. Dass keine der Beziehungen den Ernstfall wirklich gut übersteht, mag eine erlaubte Entscheidung der Autorin sein, schrieb sie doch kein Selbsthilfebuch. Dennoch wäre vielleicht ein runderes Bild entstanden, wenn auch andere Lösungsmöglichkeiten ihren Platz im Buch gefunden hätten.

Insgesamt besticht Daniela Kriens Buch also mit einer klaren Sprache und schnell ergreifbaren Szenarien, bleibt jedoch hinter dem Potenzial zurück, die Situation genauer zu analysieren und verschiedene Auswege auszuleuchten.