Beinhaltet mehr als erwartet

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mauz1989 Avatar

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Zuerst muss ich sagen, dass ich noch kein Buch von Virginia Woolf gelesen habe, obwohl es schon seit Jahren auf meiner Wunschliste steht. Auch ist mein Wissen über ihr Leben nur von rudimentärer Natur.
Daher war ich natürlich sehr gespannt auf diese Romanbiographie.
Im Vorfeld habe ich mich nicht weiter mit dem Auftakt dieser Trilogie und den zwei nachfolgen-den Bänden befasst, sondern mich einfach in das Buch fallen.

Erzählt wird die Familiengeschichte der Stephens. Virginia und ihre Geschwister Vanessa, Toby und Adrian wachsen unter nicht ganz einfachen familiären Bedingungen auf. Nach dem Tod des Vaters ziehen die vier Geschwister in ein eigenes Haus in Bloomsbury und lösen sich so von ihrem Stiefbruder. In diesem Haus wird dann die Bloomsbury Group, ein Zusammen-schluss von jungen Intellektuellen, gegründet. Es wird über Literatur, Kunst und Wissenschaft diskutiert. Die Beteiligung von Frauen zu dieser Zeit war natürlich etwas ganz Außergewöhnli-ches. Aber man merkt schnell, dass insbesondere Vanessa sehr fortschrittlich denkt.
Der Fokus dieses Romans liegt somit nicht ausschließlich auf Virginia. Es dreht sich auch viel um ihre Schwester Vanessa. Zudem bekommen wir auch einen Einblick in das Leben der an-deren Bloomsbury-Mitgliedern. Ein Leben voller Rebellion gegenüber der Gesellschaft und dem eigenen Elternhaus und allen anderen Dramen, die das Leben zu bieten hat. Um nicht zu Spoilern werde ich nicht weiter darauf eingehen.
Man merkt, dass die Autorin sehr viel für dieses Buch recherchiert hat. Dadurch sind die Figu-ren durchweg authentisch und haben Ecken und Kanten. Virginia ist keine besonders liebrei-zende Person und mir stellenweise sogar recht unsympathisch. Aber trotzdem konnte ich gut in das Buch eintauchen und einen Eindruck davon gewinnen, warum sie heute noch den Ruf einer besonderen und vor allem außergewöhnlichen Schriftstellerin hat.
Der Schreibstil hat mir auch sehr zugesagt. Er ist sehr bildhaft und ich konnte mir direkt alles vorstellen. Teilweise hatte ich sogar das Gefühl zusammen mit Virginia und Vanessa am Tisch zu sitzen. Die Autorin bringt die teilweise schwermütige und melodramatische Stimmung von Virginia mit ihrem Schreibstil sehr gut rüber.

Wer jedoch eine Romanbiographie ausschließlich über Virginia erwartet, wird hier sicherlich enttäuscht, da sie nicht die alleinige Hauptperson ist. Ich kann das Buch dennoch empfehlen, da mir das Lesen wirklich sehr viel Spaß gemacht hat. Gespannt warte ich jetzt auf den zwei-ten Teil, um noch mehr über Virginia und ihre Familie und Freunde zu erfahren.