Bemerkenswert - authentisch und gut recherchiert

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cara_lea Avatar

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Ich war sehr gespannt auf den biographisch-historischen Roman von Stefanie H. Martin über die Person Virginia Woolf, der (wenn auch anders als eigentlich erwartet) mich absolut begeistern konnte. Meine ursprüngliche Erwartungshaltung entstand durch die meiner Meinung nach ein wenig irreführende Vermarktung des Verlags. Durch Cover und Buchtitel so wie den Klappentext bekommt man das Gefühl vermittelt, in dem Roman ginge es hauptsächlich um Virginia Woolf, ihr Leben und ihre Werke. Doch das ist nicht der Fall.

Das Leben von Virginia und ihre Schwester Vanessa sind untrennbar miteinander verwoben, und das hat die Autorin in diesem Roman gut zur Geltung gebracht. Es geht um das Leben der Schwestern, ihre Unabhängigkeit und das Streben danach, sich in der Literatur und Kunst zu verwirklichen. Die Herausforderungen, sich gegen die Erwartungshaltung der viktorianischen Elternhäuser zu behaupten und ihren eigenen Weg zu gehen, beeinflusst ihr Denken und Handeln.
In ihrem neuen Heim in Bloomsbury versammeln sie einen Kreis von brillanten Männern um sich herum und kämpfen gegen die einengenden Konventionen der Gesellschaft.

Die Geschichte hat von der ersten Seite einen Sog entwickelt, der mich gepackt und immer tiefer in die Geschehnisse hineingezogen hat. Ab ca. Seite 100 hat sich die Handlung etwas gezogen, aber diese Länge war schnell überstanden. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und war fasziniert von der Art und Weise, mit der die Autorin die Persönlichkeiten zum Leben erweckt hat. Man muss dazu sagen, dass über dem ganzen Buch eine fast schon melancholische Stimmung hängt, die teilweise etwas deprimierend sein kann, aber gerade das hat es für mich so real gemacht, denn Virginia Woolf war psychisch labil, und alles andere hätte sich vermutlich falsch angefühlt.

Auf jeder Seite wird einem die hervorragende Recherchearbeit bewusst, die in dieses Buch hineingeflossen ist. Es war spürbar, dass die Autorin Virginia Woolf und ihre Werke bewundert, aber sie hat sich nicht dazu hinreißen lassen, die Person Virginia zu verklären, sondern sie echt und fehlerbehaftet zu lassen, und dafür war ich sehr dankbar!

Insgesamt ein Buch, das mich durchgängig begeistert hat. Nachdem ich meine Irritation durch die etwas ungünstige Vermarktung überwunden hatte, konnte ich mich voll und ganz auf die Geschichte einlassen. Die Autorin hat es geschafft, mir Virginia Woolf, Vanessa Bell und die Gruppe der Bloomsberries näher zu bringen. Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Band und werde bis dahin das ein oder andere Werk von Virginia Woolf lesen.