Hochspannend und lässig

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donna vivi Avatar

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„Die Lieferantin“ ist vom ersten Absatz an eine fesselnde Lektüre. Zwar meint man anfangs, dass die Ausdrucksweise „der Mann unter dem Fußboden“ harmlos sein könnte, schließlich gibt es in vielen Häusern Nachbarn in den unteren Stockwerken, die Lärm machen, doch früh genug wird klar, dass es sich hier um einen Mordopfer handelt.

Zoë Beck überzeugt mit einem sehr bewussten Schreibstil. Unter ihren Protagonisten gibt es bürgerlich wirkende Sympathieträger und kaltblütige Killer. Es kommt jedoch verwirrend vor, wie ein „ehrlicher“ Restaurantbesitzer, Leigh, einen unangenehmen Menschen aus dem Weg räumt. Auf der anderen Seite agiert „Verbrechernachwuchs“, Declan Boyce, fast schon human; der Bandit hat Herz, Hirn und eine Seele.

Eine gewisse Lässigkeit im Grundton lässt sogar die brutalsten Verbrechen gut vertragen: Der Mord am gemeinen Geldeintreiber scheint genauso still und bedeutungslos zu sein, wie der Tod des Polizeiinformanten. Quasi nebensächlich. Zumindest werden die Emotionen in der Einleitung stark in Grenzen gehalten.

Geheimnisvoll und spannend, wie Leighs einfaches und einsames Leben plötzlich aufgemischt wird und man rechnet sofort mit weiteren Komplikationen oder sogar mit einer raschen Kettenreaktion.

Vorerst finde ich noch keinen Hinweis darauf, wer die Lieferantin aus dem Buchtitel werden könnte und mir kommt es so vor, als würde sich die Geschichte nicht in der Zukunft, sondern eher in der Gegenwart abspielen – eindeutig im Gegensatz zum Klappentext. Möglicherweise sind die ersten etwa 30 Seiten zu wenig, um diese Zusammenhänge zu verstehen. Das Buch hat jedenfalls mein Interesse geweckt.