London Crime

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elke17 Avatar

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Wer inhaltlich und stilistisch hochkarätige Kriminalromane/Thriller aus der Feder einer deutschen Autorin lesen möchte, kommt an Zoe Beck nicht vorbei. Allerdings liegen die Handlungsorte, speziell ihrer Thriller, glücklicherweise nicht in der deutschen Provinz, sondern in London. Ein Pflaster, das die Autorin sehr gut kennt, hat sie dort doch über einen längeren Zeitraum gelebt und pendelt noch immer zwischen UK und Deutschland. Neben den rasanten Plots liegt die besondere Qualität der Beckschen Thriller in dem Verarbeiten aktueller Ereignisse aus der Tagespolitik sowie deren Auswirkungen auf gesellschaftspolitische Veränderungen.

Und genau diese Punkte finden sich auch in der Leseprobe ihres neuesten Buches „Die Informantin“. Handlungsort ist London, und die Story nimmt ihren Anfang in einem Spezialitätenrestaurant in Clapham, einem gentrifizierten Stadtteil im Südwesten der Metropole. Leigh, dessen Besitzer wird seit geraumer Zeit erpresst. Er muss an ein Familienunternehmen, genannt die „Croydon-Boyce“ (Vater Boyce und die Söhne Declan und Mick) monatliches Schutzgeld in beträchtlicher Höhe abliefern, was ihm wegen ausbleibender Einnahmen im Zuge des Brexit zunehmend schwerer fällt. Bis ihm schließlich der Kragen platzt und er den Geldeintreiber „Gonzo“ alias Gerald Miller um die Ecke bringt und im Fußboden einmauert.

Gonzos spurloses Verschwinden ruft natürlich seine Auftraggeber auf den Plan, hat er doch bisher absolut zuverlässig dafür gesorgt, dass die Gelder bei seinen Bossen ankommen. Es gibt Gerüchte, dass sich ein neues Syndikat in der Unterwelt breit machen will, was natürlich den Croydon-Boyze und den beiden anderen Platzhirschen Victor Thrift (East End) und Leo Hunter (Nordlondon) überhaupt nicht in den Kram passt, weshalb sie sich im Containerhafen verabreden und den Drogenlieferanten Jimmy Macfarlane abpassen und halbtot prügeln. Aber sie bekommen keine Informationen, und so beschließen sie, ihn in der Themse zu entsorgen. Doch bevor sie ihn stoßen können, lässt er sich ins Wasser fallen, aber nicht ohne vorher noch „Polizei“ zwischen seinen eingeschlagenen Zähnen hervorzupressen. Helle Aufregung bei den Unterweltgrößen, war Macfarlane vielleicht als Undercover-Agent unterwegs?

Ein genialer Einstieg, der definitiv Lust auf diesen Thriller macht. Vor allem, weil Zoe Beck nicht zimperlich bei ihren Schilderungen ist. Bildhaft und überzeugend bringt sie die Atmosphäre aufs Papier und schürt so die Erwartungshaltung des Lesers, der nun natürlich unbedingt wissen möchte, wie sich die Story entwickelt. Und was es mit der titelgebenden „Lieferantin“ auf sich hat, die bisher noch nicht aufgetaucht ist…