Blüte des Lebens & der Nacht

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amara5 Avatar

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Shim Chong wird im Alter von 15 Jahren von ihrer Stiefmutter an einen alten Chinesen als Konkubine verkauft und schon bei dem brutalen Überfahrtsritual, bei dem sie fast ertrinkt, wird sie von nun an auf "Lenhwa" getauft - Lotusblüte. Diese Blume wird nicht umsonst auch als „Heilige Blume“ oder „Blume des Lebens“ bezeichnet und gilt als Symbol für die Reinheit des Herzens und Wiedergeburt. Immer wieder als lebende Handelsware über mehrere Meere weitergegeben, durchleidet sie qualvolle sexuelle Ausbeutung - zerbricht aber nicht daran, sie wirkt eher emotionslos (vielleicht auch nur für uns Mitteleuropäer) und beschließt zu überleben, und die sich immer weiter entwickelnde Macht über Männer für sich zu nutzen.

Der koreanische Autor Hwang Sok-Yong wurde schon mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und der Roman liest sich poetisch, vielschichtig, aber auch mit einer dringlichen Direktheit der Grausamkeitkeiten, die an der jungen Shim Chong verübt werden. Eingebettet in die Kultur und Politik Asiens erfährt der Leser viele Details über die Geschichte des Opiumhandels, der Prostitution, aber auch über viele Rituale, die mir vorher unbekannt waren.
Der historische Hintergrund ist sehr professionell recherchiert und spannt einen großen Bogen in der ostasiatischen Geschichte des 19. Jahrhunderts - trotz Glossar fehlte mir hier das Hintergrundwissen, so dass ich die Geschichte um Shim Chong noch besser hätte einordnen können.

"Die Lotusblüte" erscheint im Europa Verlag, ist fast 500 Seiten lang und ein anspruchsvoller Roman, der etwas Offenheit und Durchhaltevermögen erfordert, aber den Leser am Schluss um einen breit gefächerten Einblick in die Geschichte Asiens bereichert.