Eine Reise in die Kultur Asiens

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engelsby Avatar

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Die Leseprobe und der Klappentext haben mich an die Geisha erinnert. Dies war auch der Grund für mich das Buch unbedingt haben zu wollen.
Enttäuscht wurde ich definitiv nicht.

Es geht um die Koreanerin Shim Chong, die als Mädchen in eine arme Familie geboren und als Fünfzehnjährige an einen achtzigjährigen Mann verkauft wird, dessen Geliebte sie wird. Nach seinem Tod wird sie die Gespielin des Sohnes und Kurtisane in seinem Freundenhaus. Von dort aus gelangt sie von Freudenhaus zu Freudenhaus. Frei scheint sie nie mehr werden zu können...

Da ich bisher wenige Bücher aus dem asiatischen Raum gelesen habe, fiel mir der Schreibstil zu Beginn etwas schwer, von Seite zu Seite wurde ich aber immer mehr in die Geschichte hineinkatapultiert und die Seiten flogen nur so dahin. Der Autor schreibt sehr rasant und bildreich, dabei sehr detailverliebt, was ich toll fand. An manchen Stellen beschreibt er das Leiden der Protagonistin, v.a. die Sexszenen so detailliert und dabei abstoßend, dass ich angeekelt innehalten musste.
Dabei arbeitet Hwang Sok-young die patriarchalen Machtstrukturen und die Trostlosigkeit der Prostituierten so detailliert und dabei bildreich und poetisch heraus, dass mich der Plot nahezu wütend machte.

Was mir an diesem Buch missfallen hat, war der Mangel an Emotionen, die hier mehr oder weniger transportiert wurden. Ob das jetzt an der Kultur des Autors liegt oder an seiner mangelnden Fähigkeit Emotionen zu beschreiben, weiß ich nicht. Aber meiner Meinung nach hätte er sich bei den detaillierten Sexszenen (erotische Szenen möchte ich sie gar nicht nennen) etwas zurücknehmen und anstelle dessen mehr Emotionen und tiefere Charakterisierungen vornehmen können.