Hat mich nicht erreicht

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tkmla Avatar

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Die Lotosblüte von Hwang Sok-Yong ist ein bewegender Roman über das Schicksal einer Frau, die versucht, der Fremdbestimmung zu entkommen und ihren eigenen Weg zu gehen.
Chong wird als junges Mädchen von ihrer Stiefmutter an Menschenhändler verkauft. Ihren alten Namen muss sie ablegen und wird fortan Lenhwa, Lotosblüte, genannt. Sie wird die offizielle Geliebte eines alten reichen Chinesen und lebt in dessen Haushalt. Als der Alte stirbt, versucht sie ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen. Das gelingt ihr auch kurzzeitig, aber eigentlich ist dies der Beginn einer Odyssee, in deren Verlauf Chong immer neue Tiefschläge und Niederlagen einstecken muss. Ihre Reise führt sie durch die verschiedensten Stationen und Länder Ostasiens.
Chong ist eine starke Persönlichkeit, die mehr mitmachen muss, als so manch anderer ertragen könnte. Trotzdem bricht sie nicht, sondern verfolgt eisern ihren Weg. Der Stellenwert der Frauen zur damaligen Zeit in Asien wird vom Autor glaubwürdig und bewegend dargestellt.
Mir persönlich fehlte aber irgendwie die Verbindung zu Chong. Ich konnte mich in ihre Gefühlswelt nicht so richtig hineinversetzen und ihre Entscheidungen nachvollziehen. Das kann zum Teil an der unterschiedlichen Mentalität liegen, die auf mich manchmal total fremd wirkte. Es kam mir vor, als schwebt Chong fast emotionslos durch die Handlung. Figuren kommen und gehen, und fast niemand bleibt nachhaltig in Erinnerung. Ich hatte anhand der Beschreibung wohl etwas anderes erwartet.
Der Schreibstil von Hwang Sok-Yong ist sehr bildhaft und detailreich. Ich mag das eigentlich, aber hier war es mir stellenweise zu viel. Die historischen Informationen waren durchaus interessant, aber auch zu oberflächlich, um länger im Gedächtnis haften zu bleiben.
Ich schwanke bei meiner Bewertung zwischen drei und vier Sternen. Auf emotionaler Ebene konnte mich die dramatische Lebensgeschichte der Protagonistin nicht wirklich fesseln.