Tuschezeichnung

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sago Avatar

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Wegen des ähnlichen Themas konnte ich nicht umhin, den Roman mit Amy Tans Kurtisanenhaus zu vergleichen. Und dagegen fällt er leider deutlich ab. Während man mit Amy Tans Protagonistin mitfiebert, bleibt Chong, die im Laufe des Buches je nach Situation immer wieder einen neuen Namen bekommt, vage und fremd wie eine Tuschezeichnung.

Zwar wird beschrieben, wie sie, als junges Mädchen als Zweitfrau an einen Greis von Korea nach China verkauft, immer wieder versucht, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und sich sogar noch um verwaiste Kinder zu kümmern. Beinahe genüsslich sorgt der Autor aber immer wieder dafür, dass Chong, die Lotusblüte, stets aufs Neue in Gefangenschaft gerät und ihren Lebensunterhalt mit ihrem Körper verdienen muss. Während man die Gefühle der Protagonistin wenigstens vage zu erahnen versucht, sind die Sexschilderungen so explizit und drastisch, dass ich eigentlich gern weniger erfahren hätte. Dies geht so lange, bis der älter gewordenen Chong selbst auch nichts mehr einfällt, als ein Geishahaus zu eröffnen, in dem nun andere Frauen dienen. Mich hätten stattdessen noch viel mehr die geschichtlichen Hintergründe wie der Opiumkrieg interessiert.

Der Buchumschlag kommt im Vergleich zum Inhalt verträumt und wunderschön, regelrecht idyllisch daher.