Lustig-traurige Liebesgeschichte

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marionhh Avatar

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Stefano, Mitte Dreißig, wird von seiner großen Liebe, Ehefrau Valentina, verlassen und zieht zurück zu seiner Mutter. Erdrückt von mütterlicher Sorge und ertrinkend in Selbstmitleid, rekapituliert er sein Kennenlernen und die Beziehung zu Valentina, das Eheleben, die Streitereien, die Gespräche, und erkennt schließlich, was er tun muss, um sie zurück zu gewinnen.

Stefano bedient zunächst einmal jedes vorstellbare männliche Cliché: Ein verwöhntes Muttersöhnchen, liebt er Fußball, schöne Frauen und One-Night-Stands, ertrinkt in Selbstmitleid, ist ein völliger Kultur- und Literaturbanause, isst am liebsten ein dickes Steak und findet sich ansonsten ziemlich gut gelungen. Frauen haben schön zu sein und ihn zu lieben, erfolgreiche Frauen sind ihm eher suspekt. Er ist der Jäger und Aufreißer, Frauen sind defensiv und lassen sich erobern, sind dann aber natürlich beim Sex wild und hemmungslos. In diesem Sinne vereint er mehrere Männer-Typen in einer Person. Wenn eine die Initiative ergreift, macht ihn das nervös und unsicher.

Valentina ist ehrgeizig, belesen, selbstbewusst und gibt Stefano ordentlich Bescheid. Er hat das Gefühl, dass er bei ihr nicht ankommt, das weckt seinen Jagdinstinkt. Andererseits ist sie nah am Wasser gebaut, das wiederum weckt seinen Beschützerinstinkt. Obwohl beim ersten Treffen, das von seinem Freund und dessen neuer Flamme arrangiert wurde, einiges schief läuft, folgen auf dieses erste Kennenlernen viele weitere Dates, und ehe Stefano sich versieht, steckt er mitten in einer ernsthaften Beziehung.

Ein köstlicher, humorvoller, aber auch trauriger Roman über eine große Liebesgeschichte und deren Scheitern. Aus der Sicht Stefanos in der Ich-Form erzählt, versteht es die Autorin meisterhaft, sich in das Herz und die Gefühle ihres Protagonisten hineinzuversetzen und die Dinge beim Namen zu nennen. Obwohl der Leser alles nur aus Stefanos Perspektive erfährt, bleibt nichts ungeschönt, und man erfährt alle schmutzigen Details. Aus seiner Sicht bekommt man so auch tiefe Einblicke in Valentinas Gefühlswelt, Stefano hat durchaus den Durchblick und weiß, was Frauen (hören) wollen.

Am Interessantesten ist der innere Wandel Stefanos. Ist er anfangs ein großer, liebenswerter Junge, völlig unnehrgeizig, hauptsächlich von seinem Trieb gesteuert, egoistisch, aufopferungsvoll seine Hobbies pflegend, reift er durch die Reflektion seiner Beziehung zu Valentina und durch seine Fehler und deren Konsequenzen zum erwachsenen Mann, der Verantwortung übernimmt und weitreichende Entscheidungen trifft. Dies gibt ihm letztlich dann auch das Selbstbewusstsein, zu sich zu stehen, und den Mut, erneut um Valentina zu werben.

Fazit: Ein sehr schöner, flüssig geschriebener Liebesroman mit einem sehr passenden (deutschen) Titel, den man gut in einem Rutsch „weglesen“ kann. Wie die Protagonisten schwankt der Leser zwischen lachen und weinen und möchte mehr als einmal am Liebsten dem in sein Verderben rennenden Stefano gehörig den Kopf waschen. Nichtsdestotrotz ist seine Selbsterkenntnis und seine große Liebe zu Valentina, wobei er auch durchaus deren Schwächen sieht, sie dafür aber nur umso mehr liebt, so rührend und tiefsinnig, dass man ihm einfach ein Happy End wünschen muss. Seine Reifung, die Entscheidungen, die er trifft, und wie er sich letztlich seiner Verantwortung stellt nötigen dem Leser Respekt ab. Das Buch ist keineswegs ein leichter-lockerer Liebesroman, er liest sich zwar sehr gut, aber man legt ihn dann nicht einfach so aus der Hand, er hallt nach, hinterlässt Eindruck und zwingt einen sogar, über sein eigenes Verhalten nachzudenken.