Von Männern und Frauen, und vom Erwachsenwerden

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takabayashi Avatar

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Doch nicht so seicht, wie ursprünglich befürchtet! Auf keinen Fall die übliche Liebesschmonzette à la Rosamunde Pilcher und Konsorten.
Stefano, ein Mittdreißiger, dessen Frau Valentina sich nach fünfjähriger Beziehung von ihm getrennt hat, ist erst einmal wieder im Hotel Mamma gelandet. Der Ich-Erzähler berichtet uns im Rückblick über den Verlauf der Beziehung, und wie es dazu kam, dass Valentina ihn hinausgeworfen hat. Erstaunlich, dass eine Autorin sich einen männlichen Protagonisten ausgesucht hat und versucht, sich in die männliche Psyche hineinzuversetzen. Obwohl männliche Autoren das natürlich auch des öfteren tun. Auf mich wirkte es ziemlich überzeugend, aber ich bin auch eine Frau. Wie glaubwürdig es ihr gelungen ist, können vermutlich nur Männer beurteilen. Jedenfalls ist Stefano ein ziemlicher Frauenversteher.
Die Chronik dieser Beziehung ist amüsant und lebensecht geschildert, es gibt immer wieder Situationen, die einem aus eigener Erfahrung oder aus der Beobachtung befreundeter Paare bekannt vorkommen. Meine Sympathien lagen auf alle Fälle bei Stefano, während ich Valentina teilweise als unausstehlich und nervig empfand. Ein wenig erinnert mich dieser Roman an die 90er Comedyserie "Verrückt nach dir / Mad about you", in der in ähnlicher Weise der ganz normale Wahnsinn des Zusammenlebens abgehandelt wird.
Im Schlusskapitel - ca 3 Jahre nach der Trennung von Stefano und Valentina - erfahren wir, dass die Trennung Stefano einen gewaltigen Schub versetzt hat, dass er sein Leben aktiv in die Hand genommen hat und erwachsen geworden ist. Er hat seinen zwar halbwegs sicheren, jedoch öden Bürojob hingeschmissen, der ihn immer unterfordert hat. Wie Valentina ihm schon immer geraten hat, nutzt er endlich sein Kochtalent und eröffnet mit Freunden ein kleines feines Bistrot. Aus seinem einmaligen Seitensprung mit einer ehemaligen Kollegin - dem Auslöser der Trennung - ist ein Sohn hervorgegangen, um den Stefano sich mehrmals wöchentlich hingebungsvoll kümmert. Eines Abends kommt Valentina in sein Lokal. Ob das zu einer Wiederaufnahme der Beziehung führt bleibt offen.
Alles in allem ein unterhaltsames und lesenswertes Buch.