Autor verliert sich im Kleinklein der Geschichte - auf Dauer leider zu langatmig

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nekleenelesemaid1978 Avatar

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Tore Renberg – Die Lungenschwimmprobe, erschienen am 23. Oktober 2024 im Luchterhand Verlag, übersetzt von Ina Kronenberger & Karoline Hippe, Hardcover, 704 Seiten, 26€

Wir schreiben das Jahr 1681. Das 15-jährige Mädchen Anna Voigt wird des Kindsmordes bezichtigt. Eine Straftat, welche zur damaligen Zeit nicht nur die unendlichen Qualen der Folter bedeutet, sondern auch die Todesstrafe zur Folge hat. Annas verzweifelter Vater beauftragt den jungen Anwalt Christian Thomasius die Verteidigung seiner Tochter zu übernehmen. Denn Anna gibt an, unschuldig zu sein. Das Mädchen sei bereits tot zur Welt gekommen. Ein Arzt stellt mittels eines damals neuen Verfahrens fest, dass Anna die Wahrheit spricht. Die Lungenschwimmprobe ist 1681 noch ein junges Untersuchungsverfahren, dass zur damaligen Zeit viele Kritiker hat. Die Gesellschaft steht der neuen Zeit und vielen neuen Dingen kritisch & ängstlich gegenüber. Besonders die Kirche hält ihre Hand da drauf. Kann Annas Anwalt ihre Unschuld beweisen?
Ich habe dieses Buch bei Vorablesen entdeckt und gewonnen. Mich hat sofort der geschichtliche Einblick in dieses, damals neue, Untersuchungsverfahren interessiert. Zudem handelt es sich hierbei um einen echten Fall, welchen der Autor Tore Renberg in Leipzig akribisch erforscht hat.
Der Roman spielt nach dem erbarmungslosen 30-jährigen Krieg. In einer Zeit, in der einerseits Aufbruchstimmung für die neue, modernere Zeit herrschte. Andererseits wollten viele Menschen in der alten, „sicheren“ und von altmodischen Regeln beherrschten Zeit weiterleben.
Das Buch beginnt sehr spannend und mir gefiel die Detailliertheit, mit der der Autor seine Geschichte, seine Figuren und auch den Fall an sich beschreibt. Doch an vielen Stellen verfällt Renberg in eine Akribie, die in meinen Augen die Handlung ausbremste und mir die Spannung nahm. Es fiel mir mit der Zeit immer schwerer der Geschichte und den Details zu folgen. Mich ermüdete es zeitweise tatsächlich auch. Ich kann mir vorstellen, dass dem Buch eine Kürzung hierbei gut getan hätte. Zudem konnte ich zu keiner der Figuren eine Verbindung aufbauen. Sie blieben mir alle fremd und fern. Dies hatte noch mehr zur Folge, dass ich stetig mein Interesse am Weiterlesen verlor.
Letztendlich habe ich das Buch bei ca. der Hälfte abgebrochen. Bei einer Gesamtseitenanzahl von etwas mehr als 700 Seiten, seht ihr also wie lange ich durchgehalten habe. Vielleicht gebe ich dem Buch zu einem späteren Zeitpunkt erneut eine Chance. Aber jetzt ist mir meine Zeit einfach zu schade. Daher leider keine Empfehlung von mir. Tut mir leid!