Beim Lesen der Lungenschwimmprobe musste ich immer wieder an aktuelle Debatten rund um Schwangerschaften und Geburten denken. Gerade an den Orten auf der Welt, an denen Abtreibungen verboten sind, werden Geburten zu politischen Momenten: Ab wann ist das Leben der Frau gefährdet, wer darf wann wie eingreifen? In diesem detailliert recherchierten Roman geht es dabei darum, was passiert, wenn die Geburt schief läuft. Die 15-Jährige Anna beteuert, eine Totgeburt gehabt zu haben, doch sie wird des Mordes angeklagt. Was die Lungenschwimmprobe schließlich beweist, zeigt eindrücklicher denn je, wozu Medizin und Wissenschaft fähig sind. Es ist ein dichter Roman, immer wieder anrührend, immer wieder sachlich informativ, der ein weiteres Mal zeigt, wie komplex eine Gerechte Rechtssprechung vor 300 Jahren war. Daran hat sich wenig geändert.