Die Tote im Dom

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Sie ist eine der berühmtesten Kirchen der Welt – die Rede ist von der Église Notre-Dame in Paris. Victor Hugo hat ihren monströsen Glöckner ein literarisches Denkmal gesetzt, Alexis Ragougneau geht nun den umgekehrten Weg. Anstelle eines Hünen steht bei ihm ein Zwerg im Mittelpunkt seines Krimis. Ganze 1,48 Meter misst Pater Kern, den er in „Die Madonna von Notre-Dame“ zum ersten Mal zwischen Kirchenbank und Seine ermitteln muss.
Der Plot ist schnell erzählt: Im Dom wird eine schöne tote Frau entdeckt, deren Identität lange ein Geheimnis bleibt. Pater Kern, die Sommervertretung der ansässigen Priester, beginnt ganz in der Tradition Pater Browns, dem Geheimnis der Dame und ihrem Mörder hinterher zu spüren.
Alexis Ragougneau ist ein kleiner (240 Seiten langer) charmanter Krimi gelungen, der weniger durch Spannung als durch Lokalkolorit überzeugt.
Die Stimmung im Inneren der Notre-Dame-Kathedrale wird sehr gut eingefangen, genauso wie wenn der französische Autor sein Personal auf die Straße schickt. Die Spannung ist in diesem Roman allerdings weniger zu finden – das Buch weiß eher durch Ruhe als durch Hektik und Suspense zu überzeugen. Auch die Auflösung des ganzen Krimis kommt eher unspektakulär daher – das Personal ist der eigentlich Star im Buch.
Besonders die Gestalt des kleinwüchsigen Paters Kern, der seine Ruhe im Auseinander- und anschließenden Zusammenbau eines Weckers findet, ist Ragougneau gelungen. Der kleine Ableger Pater Browns darf – wie angekündigt – gerne noch den ein oder anderen französischen Mordfall lösen!