Schöne Tote in Notre-Dame

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Die Leseprobe machte gleich neugierig auf den Fortgang der Geschichte...
Der Küster der Kathedrale geht eben seiner Arbeit nach, als ihm der Aufseher von einer außergewöhnlichen Besucherin erzählt - wunderschön und spärlich ganz in Weiß gekleidet. Dieses erste Aufsehen sorgte schon einmal für Spannung.
Kurz nach Beginn der Messe sinkt das Mädchen jedoch tot von ihrem Platz, die Aufregung ist groß. Polizei und Staatsanwaltschaft beginnen mit ihren Ermittlungen. Der leitende Beamte Landard hat seinen Verdächtigen schnell in der Mangel. Ein junger Mann, offenbar etwas verwirrt, der schon am Vortag zur Himmelfahrtsprozession durch tätliche Angriffe gegen dieses junge Mädchen auffiel, wurde festgesetzt und befragt - obwohl er für Landard schon als Täter festzustehen schien... Ein verzweifelter, tödlicher Fenstersprung des Verdächtigen beim Verhör kam wohl einem Schuldgeständnis gleich.
Pater Kern aber geht seinen eigenen Gedanken und Beobachtungen nach und kommt auf einer manchmal ziemlich irrwitzig anmutenden Odyssee, sowohl durch die Kathedrale als auch durch das nächtliche Paris, einer ganz anderen Wahrheit auf die Spur. Die Umstände und auch seine Schlussfolgerungen sind für mich manchmal ein bisschen zu weit hergeholt. Ebenso die eingebaute Story um das militärische Eindringen in ein verlassenes arabisches Dorf mit allem fürchterlichen Drum und Dran ließen einfach zu viele Fragen offen. Sollte die dargestellte, schrecklicherweise so selbstverständliche Gewalt gegen die dort lebende Bevölkerung wirklich das Handeln eines alten kirchlichen Würdenträgers in der Gegenwart erklären, weil er an diesem Zug damals beteiligt war??? Das ist mir zu einfach!
So ziemlich jede der Figuren hat auch mit ihrem eigenen Trauma zu kämpfen, die hübsche und engagierte, schwer arbeitende Staatsanwältin mit ihrem Zeit- (oder was auch sonst immer für einem) -mangel für die Liebe, der körperlich gehandicapte Pfarrer Kern mit seiner unbenannten, schmerzvollen Krankheit, der gar nicht passende Selbstmord eines studierenden (!) Strafgefangenen usw..
Ich hätte gern mehr über sie selbst und ihre Verflechtungen miteinander erfahren. Selbst wenn man einige Personenbeschreibungen für Nachfolgeromane bewahrt, muss der Leser sich m.E. mehr in die Handelnden hineinversetzen können.
Ich habe diesen Krimi ziemlich schnell gelesen, weil ich auf Erklärungen gehofft hatte - die dann aber doch nicht folgten. Die Spannung war schon da, nur wurde sie nicht aufgelöst. Das lässt mich etwas ratlos zurück.