Romeo und Julia im Land der Pharaonen

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annajo Avatar

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Blanche und Ravi glauben, das große Los gezogen zu haben, denn sie dürfen eine Woche lang eine Zaubershow im neuen Variété aufführen. Dafür versetzen sie sich in die Rollen historischer Liebespaare und der riskanteste Act ist der, in dem sich Romeo und Julia in sich mit Sand füllende Sarkophage einschließen lassen. Sechs Tage lang geht alles gut, doch am letzten Tag missglückt der Trick, eine Tricktür lässt sich nicht öffnen und die Aufführung wird lebensgefährlich. Doch nicht nur Ravis (der Zauberer) Leben ist bedroht, sondern auch das Wohl seiner Assistentin Blanche hängt davon ab, dass er sie rechtzeitig befreit. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als das Gesetz der Société, keine echte Magie einzusetzen, zu brechen.

Justine arbeitet im Weinbar/Bistro/Hotel, in dem Ravi und seine Assistentin wohnen. Aus ihrer Sicht erzählt sie in einer Rückblende vor dem fatalen siebten Auftritt von einer sonderbaren Begegnung im Zimmer der beiden, in der es um mysteriöse Äpfel und eine bleiche, lächelnd schlafende Blanche geht. Jedoch wird in der Leseprobe noch nicht deutlich, was es damit auf sich hat. Und auch Alphonse, der Wirt des Weinbar/Bistro/Hotels, schildert seine Eindrücke vom Tag der siebten Vorstellung und einem ungewöhnlichen Gast, der eine Aura von Ärger mit sich bringt.

Mit 40 Seiten war diese Leseprobe zur Abwechslung mal relativ lang, was mir jedoch kaum auffiel, da sich die Geschichte sehr locker, leicht und flüssig lesen ließ (und somit doch schneller vorbei war als gedacht), wobei der Autor keinen oberflächlichen oder seichten Stil hat, sondern eine poetische Sprache und bildhafte Metaphern verwendet. Allein aufgrund der schönen Sprache habe ich mich schon fast in Frankreich gefühlt. Und gleichzeitig gelingt es ihm, den Leser mit der Geschichte in den Bann zu schlagen. Sie versprüht geradezu ihre eigene Magie. Gut gewählt ist auch der regelmäßige Perspektivenwechsel, in dem mehrere Personen (Ravi, Justine und Alphonse bislang) zu Wort kommen und somit bereits Neugier erweckende Details aufdecken. Denn obwohl Justine und Alphonse beide von dem Zeitraum VOR der Aufführung berichten, hat diese bereits stattgefunden und Ravi erlebt diesen Tag bereits zum zweiten Mal. Neben der bislang magischen Geschichte in poetischer Sprache hat mich aber auch schon vor dem Lesen das interessante Cover angesprochen. Mein derzeitiger Eindruck ist, dass bei diesem Buch das Paket stimmt: Aufmachung, Inhalt und Stil. Wenn das Buch dieses Level hält oder sogar steigern kann, wird es eines der Lesehighlights des Jahres - davon bin ich überzeugt.