Wenn die Magnolie von wahrer Liebe spricht

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bavaria123 Avatar

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"Die Magnolienfrau" kommt zunächst einmal bunt daher. Das farbige Cover mit der lächelnden Frau fällt durchaus auf.
Auch der Klappentext macht neugierig: Schon als kleines Kind wird Sabrina auf eine harte Probe gestellt. Jahrelang ans Gipsbett gefesselt, findet sie unter dem blühenden Magnolienbaum im Garten ihrer Großmutter Hoffnung und Trost. Die erwachsene Sabrina schließlich sucht auf abenteuerlichen Reisen ihren Weg zu innerer Freiheit. Vor allem die Exotik Indiens und die Einkehr in Ashrams faszinieren sie. In Gestalt des geheimnisvollen Shankar begegnet ihr die große Liebe. Doch ihr Glück ist nur von kurzer Dauer. Unschuldig landet Sabrina in einem der berüchtigsten Gefängnisse Asiens. Wieder stößt sie an Grenzen, wieder wird sie in ihrer Freiheit beschnitten.

Als Garteninteressierte habe ich mich natürlich erstmal gefragt, ob hinter der Magnolie vielleicht auch so etwas wie eine Symbolik für dieses Buch oder die Autorin stehen soll. In der Blumensprache steht die Magnolie für Unschuld, Anmut, Schönheit, wahre Liebe, Reinheit und auch Kraft aus der Tiefe.
Wenn man das Buch gelesen hat, kann man durchaus einen Zusammenhang erkennen und somit ist der Baum aus Großmutters Garten wohl auch ganz bewusst im Titel und auch im Laufe des Buches immer mal wieder erwähnt worden.

Die Autorin lässt den Leser mit Hilfe von Christiane Schlüter an ihrem Leben teilhaben. Das beginnt im Gipsbett, führt über das Mädchenpensionat Fribourg nach Thailand und immer wieder nach Indien. Das birgt Stoff für viele interessante Schilderungen.

Den Schreibstil empfinde ich als flüssig zu lesen und sehr bildhaft. Was mich allerdings stört, ist das unmotivierte Wechseln zwischen den Zeitformen der Gegenwart und der Vergangenheit. Ich kann da zumindest keinen Grund dafür erkennen.

Faszinierend empfinde ich die Schilderungen der Art und Weise des Lebens in den verschiedenen Regionen der Welt, die sich dann ja auch wieder je nach Gesellschaftsschicht unterscheiden. Und in manche dieser Bereiche kann man eben auch als Tourist nicht hineinschauen. Das hat für mich das Buch besonders spannend und ausdrucksvoll gemacht.

Wenn Sabrina de Stefani auch sehr viel von ihrem Leben erzählt, so bleibt sie mir aber doch ein Stück fern. Es bleibt eine Distanz, die es mir nur sehr schlecht ermöglicht, wirklich mit ihr zu empfinden und große Empathie aufzubringen. Vielleicht ist das so gewollt, mir hätte es besser gefallen, wenn ein wenig mehr Nähe geschaffen worden wäre.

Am Ende sind mir auch viele Fragen unbeantwortet geblieben. Möglicherweise soll hier der Grundstein für einen weiteren Teil der Autobiografie gelegt werden.

Es gibt bestimmte Passagen und Gedanken, die mir besonders gut gefallen haben. So auf Seite 94: "Du kannst das Leben lieben. Die Menschen, die dir begegnen. Das Universum. Es ist immer etwas da, das du lieben kannst." Das ist für mich ein tröstlicher, wohltuender Gedanke.

Ein kleiner Fehler befindet sich auf Seite 117: Die dort angesprochene Kokosmilch ist in Wahrheit hier das Kokoswasser. Aber das stört sicher nicht jeden.

So vergebe ich gute 3 Sterne für dieses Buch.