Das Leben der Signe Munch

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Denkt man an den „Schrei“, fällt einem sofort der norwegische Maler Edvard Munch ein. Um ihn geht es aber in dieser Romanbiografie nicht, sondern um seine Nichte Signe. Sie hatte sich ebenfalls der Malerei verschrieben. Ihre Landschaftsbilder wurden allerdings nie so berühmt wie die Werke ihres Onkels. Lena Johansson beschreibt die Jahre zwischen 1922 bis 1945 im Leben einer talentierten Künstlerin.

Im ersten Teil dieser Romanbiografie lernt der Leser die bereits 38-jährige Signe Munch kennen. Sie ist seit einem Jahr von ihrem Ehemann Johannes geschieden. Der Offizier engte sie in ihrem Leben zu sehr ein. Als sie heimlich das Malen begann, wollte er auch das unterbinden und versuchte sie stets in die traditionelle Rolle einer Ehefrau zu drängen. Signe lässt sich nicht beirren und bekommt sogar ein Stipendium an der Kunsthochschule in Kristiana. Sie fasst den Mut, sich scheiden zu lassen und freundete sich mit einer Kommilitonin an. Lilla ist Anfang 20 und zeigt Signe, welche Überraschungen das Leben bereithalten kann. Wenig später lernt sie Einar Siebke kennen. Der Sprechtrainer wird Signes zweiter Ehemann.

Johansson lässt die letzten 25 Jahre von Munchs relativ kurzem Leben mitfühlen. Ihr Bedürfnis, sich über die Malerei auszudrücken wird greifbar, ebenso wie die politische Entwicklung Norwegens. Man liest vom Einreiseverbot für Juden und der Angst vor einer Deutschen Invasion, das vor allem für Lillas Mann zur Gefahr wird. Gleichzeitig wird auch Signes Privatleben bildhaft geschildert. Seit der Scheidung der Eltern durfte sie kaum noch Kontakt zu ihrer Mutter haben. Das Verhältnis ist dementsprechend kühl, auch wenn sich beide um Annäherung bemühen.

Ein großes Thema ist natürlich die Malerei, die auch immer wieder den berühmten Onkel einbezieht. Es ist zwar nicht bewiesen, dass sich Edvard und Signe über ihre Malerei ausgetauscht haben, aber es wäre auch nicht abwegig. Während der Belagerungszeit der Deutschen, wurden viele Kunstwerke beschlagnahmt. Sowohl Edvard als auch Signe und Einar wurden in ein Lager deportiert. Sie hatten mitgeholfen, Flugblätter des Widerstands zu lagern. Den Tod des Onkels erfährt sie aus der Zeitung, den Tod des Mannes wird ihr über eine geheime Quelle erzählt. Stunden später wird Signe entlassen. Die Erfahrungen in Gefangenschaft haben ihre Gesundheit ruiniert. Sie stirbt wenige Monate danach.

Die Romanbiografie erzählt einfühlsam von einer wenig bekannten Künstlerin. Sie feierte Erfolge in diversen Kunstgalerien und bestritt mutig ihr Leben. In einer Zeit, in der Frauen weit weniger Rechte als heute hatten, lebte sie ihren Traum vom Malen. Ihr Lebensweg wird durch die Ergebnisse der Vorortrecherche untermauert. Alles zusammen ergibt ein überaus lesenswertes Buch.