Ich male um mein Leben

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
heike lohr Avatar

Von

Dieser scheinbar autobiographische Roman macht mich sprachlos. Nicht, weil er so schlecht ist und ich glaube, dass nur sinnlos Sätze miteinander verwoben sind, sondern weil ich in eine Welt voll Farben, Licht, Gefühlen, Schwarz-Weiß- Wahrnehmungen, Intrigen, Klüngel etc. hineingezogen werde. Mehr als nur in Worten nehme ich diesen Eindruck eines Künstlerinnenlebens wahr, lebe, fühle mit und glaube direkt das Licht und die Atmosphäre von Kristiansson mitzuerleben. Eine Geschichte, die mehr oder weniger aus der Sicht von Signe Munch erzählt wird, eine Frau, die sich ihrer schwierigen Elternbeziehung stellen muss, die sich wegen ihrer Kunst hat scheiden lassen, die eine gute Freundin hat, welche sie auf Seiten der Frauenemanzipation ziehen will, die sich einfach nicht vorstellen kann, was das Leben ihr außer Kunst bringen soll. Sie ist in dauerndem inneren Gespräch mit ihrem Onkel Edvard Munch, der aus Angst vor den geistigen Erkrankungen in seinerFamilie selbst keine gegründet hat. Er hat ihr den Satz mitgegeben, dass sie nicht das malen soll, was sie sieht, sondern das, was sie gesehen hat, das was sich in ihrem Kopf festgesetzt hat und was durch ihre wachsende Erfahrung mehr Konturen und Gestalt angenommen hat. Malen ist mehr als nur forografische Wiedergabe des Gesehenen. Das licht ist wichtig und für Edvard Munch auch die kräftigen Farben, mit welvcher er die Sonne und ihre Kraft einfangen kann. Angst, Kummer und Sorge, im Buch wird es anders zitiert sind die ständigen Begleiter von Edvard Munch, der voller Fleiß gegen die inneren Dämonen anmalt und sich als menschlicheru nd verständnisvolelr als andere Mitmenschen erweist. Man muss ihn nur verstehen. Das Licht und der Bleistiftstummel als geschenk und Lebensrettung, diese zwei Erinnerungen stehen am Anfang des Buches und kommen ziemlich gegen Ende wieder vor. Nach den langen Kämpfen gegen den Nationalsozialismus müssen Signe und ihr zweiter Mann die Strafe für ihren zivilen Ungehorsam bzw. ihren Kampf um die Freiheit ihrer Heimat mit dem Gefängnis bezahlen. Die Malerin ist historisch belegt und hat keine nenneswerten Spuren in der Kunstwelt hinterlassen, sondern sie führt ihr Dasein ganz im Schatten ihres Onkels Edvard Munch. Die Personen sind wirklichikeitsnah und lebendig dargestellt, die Siutationen und Szenen aus dem Leben gegriffen. Alles ist so überzeugend, als hätte ich es zum Teil miterlebt. Das Buch hat mich begeistert.