Beklemmend, grausam und komplex

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aly53 Avatar

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Seit Jahren liebe ich die Bücher von Jean-Christophe Grangé und natürlich stellte „Die marmornen Träume “ ein absolutes Must Read für mich dar.
Auch wenn es ein etwas anderer Thriller von ihm ist, kann ich ihn nur wärmstens empfehlen.

Der Schreibstil des Autors ist wie gewohnt sehr fesselnd und bildhaft.
Die Atmosphäre sehr beklemmend und düster.
Er präsentiert uns hier wieder eine ganze Reihe an Charakteren, die jeder für sich ,sehr interessant und vielfältig gestaltet sind.
Am meisten konnte mich jedoch Simon in Atem halten. Ich kann nicht mal sagen warum. Denn sein leichtlebiger Lebensstil macht ihn nicht unbedingt sympathisch und trotzdem wächst er immer mehr ans Herz.
Aber auch Minna mit ihrem kleinen Problem war sehr faszinierend zu beobachten. Ich mochte ihre Art einfach so gern.
Wir begleiten dabei Simon,Minna und Franz.
Drei komplett unterschiedliche Charaktere, bei denen man sich direkt die Frage stellt, wie sie so eine Dynamik entwickeln konnten.

Der Einstieg verlief nicht ganz so reibungslos, wie ich mir das vorgestellt habe. Ich brauchte tatsächlich etwas, um hineinzufinden und das Ganze zu verinnerlichen.
Diese Geschichte spielt in der Zeit von 1939 – 1942.
Und auch wenn das nicht für jeden etwas ist. Fand ich es unglaublich interessant, wie hier agiert wurde.
Denn er gibt sehr detailliert und authentisch den Alltag der damaligen Zeit wider.
Der Autor nimmt dabei auch kein Blatt vor den Mund und führt uns die Gräueltaten vor Augen. Dabei ist die Brutalität, aber auch die Perfidität unglaublich beängstigend.
Das Ganze ist sehr grausam und geht wirklich an die Substanz.
Immer in Habachtstellung, immer auf der Hut. Nichts kann man tun, ohne das Gefühl zu haben, beobachtet zu werden.
Im Fokus stehen allerdings die Morde, die durch den Marmormann verübt werden.
Und niemand ist vor ihm sicher.
Das war wirklich heftig. Nicht die Leichen an sich, sondern was dadurch transportiert wurde.
Auch wenn man denkt, man kommt dem Täter auf die Spur, so hat man doch keine Ahnung von der komplexen Materie.
Ich war wirklich sprachlos, wie geschickt er die Richtungen wechselte und ich immer wieder von vorn anfangen musste.
Teilweise war ich wirklich erschüttert und schockiert, was sich hinter der Fassade herauskristallisierte.
Nichts fühlen, geht nicht.
Man hängt gebannt an den Zeilen fest und leidet automatisch mit.

Abgesehen davon empfand ich die Traumdeutung und Psychoanalyse als ungemein interessant und vielfältig.
Was sich allerdings am Ende offenbarte, hätte ich niemals für möglich gehalten. Daraus spricht so viel Schmerz und Leid,dass es mich gerade auf der menschlichen Ebene sehr fertig gemacht hat.
Der Autor widmet sich auch sehr gekonnt den psychischen Aspekten, was mir sehr gut gefallen hat.
Ebenso baut er hier Twists ein, die dem Ganzen eine völlig neue Richtung geben und es dadurch auf eine völlig neue Ebene heben.
Die Ermittlungen empfand ich als sehr gut ausgearbeitet und konnte es wahnsinnig gut nachempfinden.
Insgesamt unfassbar großes Kino.
Eine vielschichtige und komplett unvorhersehbare Story, die das fürchten lehrt und in tiefste Abgründe eintaucht.
Grangé kann auch anders und das absolut gekonnt.

Fazit:
Mit „Die marmornen Träume “ hat Jean-Christophe Grangé einmal etwas völlig anderes geschrieben, als es sonst der Fall ist.
Beklemmend, grausam und komplex.
Ein Thriller, der die Spannung konstant aufrecht erhält und dabei mit Twists punktet, dass dir der Atem wegbleibt.
Ich bin absolut begeistert.