Ein absolut wilder Ritt - ein fantastischer Thriller!

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Von Grangé habe ich bislang zwar noch nichts gelesen, kenne aber natürlich seine purpurnen Flüsse. Sein neuester Thriller stellt einen grausamen Mord in Berlin zur Zeit des NS-Regimes in den Mittelpunkt, eine Mischung, die neugierig auf die Umsetzung macht.

Grangé ist ein begnadeter Erzähler, der auf den fast 700 Seiten dieses Romans sein ganzes Können auspackt. Sein Schreibstil ist detailreich und ausschmückend, er vermag es, die grausamsten Szenen vor dem Leser auszubreiten und dabei auf eine gewisse Art poetisch zu sein.

Er erschafft damit eine düstere Grundatmosphäre, die getragen wird durch die Grausamkeiten des NS-Regimes. Man fühlt sich als Leser durch den Roman hinweg gemeinsam mit den Charakteren dauerbespitzelt, sei es durch den Polizeistaat oder durch den unheimlichen Mörder, der sein Unwesen treibt. Die kurzen Kapitel unterstützen das rasante Erzähltempo und sorgen dafür, dass der Umfang des Buches kein Hindernis beim Lesefluss ist.

Erzählt wird der Thriller aus drei Erzählperspektiven. Der Autor hat mit den Protagonisten ein irrwitziges Trio erschaffen, durch die der Leser Einblick in die unterschiedlichsten Lebensbereiche zur Zeit des Nationalsozialismus erhält. Am Anfang des Buches mag man fast irritiert sein, wen man als Charakter da so vor die Nase gesetzt bekommt und durch die Handlung begleitet und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich zu Beginn sicher nicht damit gerechnet hätte, für einen SS-Mann Sympathie zu entwickeln. Aber genau dies geschieht durch Grangés Art der Erzählung, man wächst quasi als vierter Ermittler in dieses ungleiche Team hinein und möchte unbedingt hinter die mysteriösen Geheimnisse kommen.

Das FInale und die Auflösung haben mich dann richtiggehend umgehauen. Mir stockte durch die fast 700 Seiten durchgehend der Atem, ich wurde an die wahnwitzigsten Schauplätze des Berlins der Nationalsozialisten entführt und habe mit "Die marmornen Träume" einen wahnsinnigen Ritt hinter mir.

Hier hat ein Meister seins Fachs sein ganzes Können ausgepackt und dem Lesejahr 2023 gezeigt, wo der Hammer hängt. Unbedingt lesen!