Grausame Einblicke in die Geschichte und ein Serienkiller

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azyria_sun Avatar

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Worum geht’s?
1939: Der 2. Weltkrieg steht kurz bevor, doch die Schönen und Reichen feiern, als könne ihnen nichts etwas anhaben. Bis eine der Frauen aus der Nazi-Elite ermordet und grausam verstümmelt auf der Museumsinsel aufgefunden wird. Und sie soll nicht die einzige bleiben. Der Mörder: Einer von ihren?

Meine Meinung:
„Die marmornen Träume“ ist das erste Buch, das ich von Jean-Christophe Grangé gelesen habe und er hat mich nicht enttäuscht. Obwohl mehr Kriminalroman als Thriller konnte er mich doch durch seinen Schreibstil und die tiefen Einblicke in die Geschichte überzeugen. Besonders die grausamen Details kamen mehr als bildhaft rüber und auch sonst hat er viel Wert auf die Beschreibung erschreckender Einzelheiten gelegt und auch geschichtliche Dinge aus der Nazizeit vertieft, die mir zwar bekannt waren, aber deren Ausführlichkeit mich doch nochmals mehr als erschüttert hat.

Wir begleiten drei Protagonisten: Den psychologischen Analytiker Simon Kraus, ein kleiner Gigolo und Lebemann, der Frauen erpresst um ein gutes Leben zu führen. Dann Minna von Hassel, die eine psychiatrische Anstalt leitet, deren deutscher Stammbaum viele Generationen zurückreicht und die ein Alkoholproblem hat. Und zuletzt Franz Beewen, Mitglied der Gestapo und Leiter der Ermittlungen im Fall der ermordeten Damen der Nazi-Elite. Und diese drei, so ungleich sie sind, führen doch gemeinsam die Ermittlungen und wachsen im Laufe der Geschichte immer mehr zusammen.

Auch die Story selbst ist spannend. Neben den Einblicken, die uns der Autor in die Behandlung von geistig Beeinträchtigten durch das Naziregime gibt und in den Umgang mit Juden und Roma erhalten wir auch Einblicke in die Vorgänge in den Lebensbornheimen und die Arbeit der SS-Gestapo. Es ist erschreckend und wirkt auf grausame Weise real. Daneben verfolgen wir dann noch einen Serienkiller, der immer einen Schritt voraus zu sein scheint. Hier hat der Autor einige Szenen für uns in petto, die wirklich alptraumhaft sind. Überhaupt ist das ganze Buch gespickt mit grausamen Geschehnissen, blutigen Details und unerwarteten Wendungen, welche der Geschichte immer neuen Antrieb geben. Die Spannungskurve hat zwar keine explosiven Peaks, ist aber stetig hoch und gerade der Mix aus Historischem und Fiktiven macht hier einen ganz besonderen Reiz aus. Meine Highlights waren definitiv die Szene in der Kanalisation und das Ende, bei dem wir Dr. Mengerhäusen in seiner Versuchseinrichtung besucht haben – dies war mit der grausamste Akt überhaupt und ich vermute stark, dass hier Josef Mengele Vorbild war. Einen kleinen Punkt Abzug muss ich allerdings geben, da an manchen Stellen doch sehr ausführlich berichtet wurde, was das Lesetempo etwas hat stocken lassen, aber dennoch hat mich der Autor überzeugt! Eine absolute Leseempfehlung von mir und ich werde auf jeden Fall seine anderen Bücher auch noch lesen!

Fazit:
Jean-Christophe Grangé war mir zuvor nur vom Namen her ein Begriff, doch mit seinem Thriller „Die marmornen Träume“ hat er mich wirklich überzeugt. Die Mischung aus historischen Begebenheiten und dem fiktiven Kriminalfall war einfach genial! Trotz einiger Längen durch zu ausführliche Beschreibungen hat mich das Buch mitgerissen. Die Beschreibungen des Autors von den grausam zugerichteten Leichen sowie der Vorgänge in den Lebensbornheimen, im Umgang mit den Roma und die Versuche in der Einrichtung des Dr. Mengerhäusen waren erschreckend und wirkten so real –ich fürchte hier steckt tatsächlich mehr Realität dahinter, als sein sollte. Die Charaktere waren genial gewählt und der Showdown am Schluss hat mich nochmals wirklich mitgerissen und auch tief getroffen.

4 Sterne von mir und dies war das erste, aber ganz gewiss nicht das letzte Buch, das ich von dem Autor gelesen habe!