Tödlich irritierend

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meereskind Avatar

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Wir befinden uns in Berlin im Jahr 1939, nur Tage vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges. An der Spree wird eine weibliche Leiche gefunden, der Mörder hat eine sehr spezielle Art, seine Opfer zu kennzeichnen. Er sucht sie immer in den gehobenen Kreisen der Berliner Gesellschaft, es sind die Mitglieder des Wilhelmklubs, der täglich im Adlon zusammentrifft. Der SS-Offizier Beewen wird mit der Aufklärung des Falls beauftragt, ein Scheitern ist nicht akzeptabel. Schnell findet er einen ersten Verdächtigen und auch Verbündete: Eine drogensüchtige und alkoholkranke Psychiaterin und ein windiger Psychoanalytiker, der Gewinn aus den Sorgen seiner Patientinnen schlägt.
So irrsinnig das Trio klingt, so seltsam zeichnet der Autor auch seine Charaktere. Protagonisten, die man beim besten Willen nicht sympathisch finden kann, dazu viele Nebencharaktere, die kaum oder keine Bedeutung für die Geschichte haben. Zusätzlich gibt es Situationen, die ein Kopfschütteln hervorrufen, die Sprache wirkt permanent zu gestelzt oder zu jovial. Die erste Hälfte des Buches kann ich nur als unfassbar langweilig beschreiben, so langweilig, dass ich es schlussendlich abgebrochen habe. Nach Berlin hat mich die Geschichte zwar transportiert, eine greifbare Vorstellung von der Zeit habe ich aber nicht zurückbehalten, die Orte wirken sehr skurril und realitätsfern.
Ich bin keine passionierte Thriller-Leserin, aber ein gut konstruierter Kriminalfall, vor allem vor historischem Kontext, lockt mich immer. Mir ist bewusst, dass Grangé ein Autor mit einer großen Erfahrung in diesem Genre ist, sehr erstaunt war ich daher von diesem wirren Werk. Vielleicht sind einige Logikfehler auch der Übersetzung geschuldet, meine Zeit möchte ich trotzdem lieber anderen Büchern widmen.