Kriminelle Machenschaften in Marseille

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heather_h Avatar

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*INHALT*
Sosim, ein kluger russischer Kopf, betrügt im Auftrag des FSB seine Brigade, täuscht seinen Tod vor und wird anschließend nach Marseille versetzt, wo er heimlich mit drei ehemaligen Kommillitonen eine Bande wiederaufleben lässt. Er erhofft sich Reichtum - und Unabhängigkeit vom FSB, und nutzt dafür Geldwäsche, Betrug, Öko- und Wirtschaftskriminalität.
Doch sie - und seine russischen Kontaktleute - sind nicht so schlau, wie sie dachten, denn Kommissarin Bernadette Bourdet, (kurz B.B.) kommt ihnen auf die Schliche, ohne dass sie es merken.

Sie indes handelt auch nicht immer zu 100% nach dem Gesetz - so schafft sie sich einen Handlanger an; einen Berufskiller, der nach einem Verrat in Südamerika das Exil in Marseille sucht - und prompt von B.B. hochgenommen wird, während er versucht, die Koksbeutel wieder aus seinem Körper zu bekommen.
Als er jedoch versucht, B.B. zu hintergehen und Sosim mit seinen Freunden mit in die Sache hinein gerät, wird es kompliziert..

*MEINE MEINUNG*
Zugegeben - anfangs hatte ich etwas Schwierigkeiten, hinein zu finden.
Die Kapitel sind nicht mit Ortsangaben, sondern mit Koordinaten überschrieben - und ich als völliger Laie hatte keine Ahnung, wo auf dem Globus wir uns befanden. Zuerst in Russland, dann ist von Chinesen die Rede, aber wir befinden uns in Paraguay. Dazu kamen die vielen ungewöhnlichen Namen - Sosim Katajew, Esteban Garrincha und Sunil Banerjee sind nur Beispiele; und zu guter Letzt hat das Buch einen sehr rasanten Einstieg; die ersten Kapitel sind relativ kurz, es werden viele Leute vorgestellt, von denen allerdings nicht alle die ersten Seiten überleben.
Und so tat ich mich etwas schwer damit, hinein zu finden. In die Geschichte, in die beiden Handlungsstränge, die anfangs aussahen wie mindestens 4, und in die Charaktere, von denen ich nicht wusste, wer jetzt wichtig ist und wer nur eine (sterbende) Randfigur darstellt.

Doch als ich mich erst einmal zurecht gefunden hatte, gefiel es mir gut.

Die Charaktere sind relativ klar ausgearbeitet - sie sind nicht wahnsinnig sympathisch, doch das erwartet man von Kriminellen im großen Stil auch nicht unbedingt. Dafür sind sie in sich stimmig und authentisch. Sie werden relativ wenig beschrieben - Äußerlichkeiten spielen kaum eine Rolle; doch dafür steht der Charakter und die Handlung mehr im Vordergrund.

Der Schreibstil lässt sich angenehm lesen - die Handlung wird konsequent voran getrieben und es gibt kaum Stellen, die mir in die Länge gezogen vorkamen. Einzig einen wirklichen Spannungsbogen habe ich vermisst. Es passiert zwar immer etwas, und es ist auch sehr interessant und spannend zu beobachten und zu erfahren, aber von einem Thriller erwarte ich, dass er mich ein Stück weit in Atem hält - das habe ich hier nicht gefunden.

Trotz der kleinen Minuspunkte bin ich ingesamt toll unterhalten worden und hatte sehr viel Freude mit dem Buch, daher vergebe ich 4 Sterne.