Auf der Mauer, auf der Lauer

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Lanchaster lässt uns zu Beginn seines Romans den ersten Tag des Mauer- oder Wehrdienstes von Joseph Kavanagh miterleben. Er erzählt genau und voller Sinneseindrücke. Schon zu Beginn geht es um Kälte und wie sie sich anfühlt. Genau beobachtet er den Eindruck der Mauer: „Obwohl die Mauer absolut senkrecht ist, bekommst du, wenn du direkt darunterstehst, das Gefühl, als würde sie überhängen. Als könnte sie auf dich herabfallen. Als lehnte sie sich gegen dich.“ (S. 11) Das hilft, sich in Joseph hineinzuversetzen, weil man an seinen Emotionen teilhat.
Sehr gelungen ist auch, wie die Kernthemen des Wehrdienstes, den Joseph an der Mauer ableisten muss, in allerlei poetische Formen gegossen werden: Kälte als Haiku, Beton als konkretes Gedicht etc.
Die Dystopie, die England mit einer Mauer in den Griff genommen hat, wird immer klarer – nun muss nur noch etwas passieren, damit die Lektüre sich auch weiterhin lohnt …