Beton, Nass, Grau, Kalt – Die Mauer

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sunny_brooks Avatar

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Wir befinden uns in Großbritannien, hier wurde die fünf Meter hohe Mauer rings um das Land gebaut um die Anderen abzuschotten. Die Anderen, das sind die Menschen, die aus ihren eigenen Ländern fliehen müssen, da diese durch den Klimwandel unbewohnbar geworden sind. Die Mauer ist die Antwort darauf. Um diese zu halten muss jeder Inselbewohner einen zweijährigen Dienst auf der Mauer leisten.

Joseph Kavanagh tritt seinen Dienst an der Mauer an und von Anfang an schafft es der Autor uns die Kälte, die Düsternis und die Unausweichlichkeit mitfühlen zu lassen.

Doch es gibt auch Lichtblicke im Leben von Kavanagh, Yeti von seinen Kameraden genannt. Da ist z. B. Hifa auf die er von Anfang an ein Auge geworfen hat, Mary die Köchin die immer ein Lächeln und nette Worte auf den Lippen hat und die anderen von seinem Abschnitt die das Leben auf der Mauer erträglicher machen.

Man erfährt am Anfang recht viel über einfache Abläufe an der Mauer und lernt nach und nach die von John Lanchester konstruierte Welt kennen.

Langweile kommt hier trotzdem nicht auf, zu stark sind immer wieder die Szenen die uns der Autor präsentiert. Zum Beispiel der Besuch des Protagonisten bei seinen Eltern. Man merkt sofort wie durch und durch entfremdet die Generationen sind, etwas was man sich in der heutigen Zeit nicht vorstellen kann. Die Älteren kennen den Dienst auf der Mauer nicht, die Jüngeren geben den Älteren die Schuld am Zustand der Welt und man fragt sich auch selber: Wird es nicht irgendwann so sein? Denn auch wir können nicht sagen, dass wir es nicht gewusst hätten.

Trotzdem versinkt man selbst fast in der Monotonie des Wachdienstes, bis plötzlich wirklich etwas passiert: Die Anderen kommen und mit dem folgenden Überlebenskampf ändert sich der Ton des Buches schlagartig, wird spannend und rasant.

„Die Mauer“ ist somit für mich ein Buch das es schafft, die Folgen von Flucht und Klimawandel mit einem Abenteuerroman zu verbinden. So unwirklich die Szenarien teilweise scheinen, immer wieder gibt es Momente in denen man als Leser ein klein bisschen Gänsehaut bekommt, den sie wirken wie ein Blick in eine düstere Zukunft. Für mich einer der stärksten Romane die ich seit langem gelesen habe, absolut fesselnd und aktuell wie nie.