Harte, düstere Zukunft - fesselnd erzählt

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miltonia 01 Avatar

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Ich gestehe, dass ich mich anfangs zwingen musste, das Buch zu beginnen, zu düster und kalt waren meine ersten Empfindungen. Und zum Schluss konnte ich mich nicht gar nicht losreißen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es mit Joseph Kavanagh, der Hauptperson des Buches, weitergeht und endet.

Joseph muss wie alle jungen Frauen und Männer des zukünftigen Großbritannien seinen Pflicht-Wehrdienst auf der Mauer, die zum Schutz des Landes vor den „Anderen“ gebaut wurde, ableisten. Und die erste Zeit fällt ihm und den anderen unglaublich schwer, es ist in der Regel eisig kalt, es ist langweilig und trotzdem müssen die Männer und Frauen ständig aufmerksam und angespannt sein. Besonders schlimm ist es in der Nacht, wenn die Wahrscheinlichkeit eines Angriffes steigt, gleichzeitig aber die Sichtverhältnisse besonders schlecht sind.

Dazu kommt noch unbedingter Erfolgsdruck, denn falls es bei einem erfolgreichen Angriff „Anderen“ gelingt, über die Mauer ins Hinterland zu gelangen, so drohen den Mauerbewachern, die diesen Durchbruch nicht verhindern kommen, drastische Strafen, sie werden aus Großbritannien verstoßen und auf dem Meer ausgesetzt.

Doch zunächst gelingt es Joseph sogar, sich bei einem Angriff auszuzeichnen, er findet Freunde und nicht zuletzt eine Frau, die er liebt und die ihn liebt. Er träumt von einer Familie mit ihr und sogar von einem möglichen Aufstieg in die Oberschicht, der ihm gar nicht so unmöglich erscheint. Denn das Leben der einfachen Bevölkerung klingt jetzt nicht wirklich erstrebenswert, die Älteren hängen der glücklichen Vergangenheit nach und die Jüngeren beneiden sie um diese Zeit und machen sie gleichzeitig für den Verlust der Lebensqualität verantwortlich.

Doch dann passiert die Katastrophe: durch Verrat aus den eigenen Reihen und aus dem Land selbst gerät seine Mannschaft in einen Angriff, Joseph überlebt gerade noch verletzt und einer größeren Gruppe Anderer gelingt das Eindringen in das Land. Und obwohl er persönlich keine Schuld hat, gelten auch für ihn die Regeln, dass er sein Recht auf weiteren Verbleib im Land verwirkt hat und in einem Boot auf dem Meer ausgesetzt wird. Und in diesem Boot ist er nicht allein.

Am Anfang liest sich das Buch etwas sperrig, aber je weiter ich kam, desto interessanter und spannender wurde es. Wir können nur hoffen, dass sowohl die klimatischen wie gesellschaftlichen Umbrüche, die hier angerissen werden und die Grund für die Lebensregeln in diesem Land sind, nicht eintreten oder die Menschheit sich für einen anderen Umgang miteinander entscheidet. Wobei hier die Frage wäre, wie man es denn besser machen könnte und müsste…

Die sprachlichen Bilder und Beschreibungen sind so eindringlich, dass ich geradezu mitgefroren habe, das ist dem Autor wirklich gut gelungen.

Das Ende lässt mich dann etwas ratlos zurück, trotzdem sehr gute 4 Sterne für dieses durchaus anspruchsvolle Buch.