Wenn der Autro sich vor Antworten drückt

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
sommerkindt Avatar

Von

Die Funktion einer Mauer ist simpel. Sie stellt immer eine physische Grenze dar. Je nachdem auf welcher Seite der Mauer man sich befindet, stellt diese ein unüberwindbares Bollwerk menschlicher Baukunst dar oder aber einen Schutzwall gegen die Außenwelt. Die Außenwelt sind all die unglücklichen Seelen, deren Heimat das Wasser verschluckt hat und die auf der Flucht sind auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Für Bürger innerhalb der Mauer heißen eben diese Personen die Anderen. Um diese Anderen daran zu hindern, die Mauer zu überwinden, muss jeder Bürger 2 Jahre seines Lebens auf der Mauer Wache schieben. Und genau hier lernen wir „Yeti“ kennen einen Frischling auf der Mauer, der gerade einer Einheit zugewiesen wurde. Er erzählt über die endlos langen Wachschichten und der Angst davor, das Andere die Mauer überwinden. Geschieht das müssen ebenso viele Bürger aus der Schicht hinaus aufs Meer. Sie verlieren alles, ihren Status und ihre Zukunft. Alles geht gut bis zu jenen Tag…. und damit verblassen die Träume von Yeti und seinen Freunden für immer.



Dem Autor gelingt es den Leser trotz oder gerade wegen seiner nüchternen ja beinahe gefühlslosen Berichterstattung zu fesseln. Wenn man sich erstmal an seinen Schreibstil gewöhnt hat liest sich der Roman sehr flüssig. Er experimentiert mit pseudo-poetischen Stilmitteln herum, die die Kälte auf der Mauer und im Prinzip auch die Kälte des sozialen Miteinanders innerhalb dieser Mauer repräsentieren.



Als Leser dieses Romans hängt man regelmäßig in der Warteschleife, da der Autor mit wichtigen Fakten und Daten äußerst spärlich hantiert. Im Laufe der Geschichte tauchen mehr Fragen auf als das beantwortet werden. Ja selbst die Protagonisten halten ihre wahren Gefühle zurück. Ihre Gedanken drehen sich immer wieder im Kreis und das ist für den Leser äußerst ermüdend. Als Leser kommt es einem so vor als wüste der Autor gar nicht so richtig in welche Richtung sich die Handlung entwickeln soll. Er setzt an und dann überlegt er sich es anders bricht diesen Strang ab und schickt die Protagonisten weiter. Gut als Leser erfährt man oberflächlich von möglichen Lebensbedingungen in all ihren Schattierungen, jedoch hätte ich mir hier gewünscht das mal einen Strang wirklich bis zu Ende durchdenkt und richtig ausarbeitet. Aber nein Fehlanzeige. Sogar am Ende wird ein neuer Erzählstrang aufgebaut und endet dann plötzlich. Ein offenes Ende und der Leser bleibt mal wieder mit mehr Fragen zurück als es Antworten offeriert werden.



Fazit: Wer Lust auf ein Gedankenexperiment hat und nicht unbedingt auf entstehenden Fragen Antworten erwartet kann sich auf ein interessantes Buch freuen. Auch die gerne mal Poesie anders betrachten wollen, können auf ihre Kosten kommen. Jedoch für alle die eine ausgefeilte Geschichte erwarten und auch auf drängenden Fragen, die aus der Geschichte resultieren, Antworten erwarten, werden nicht viel Freude an diesem Buch haben.



Die Zukunft ist ein leeres Blatt, man kann diese auch noch ändern…