Sagenhaft

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
mycloudy Avatar

Von

Es gibt Erzählungen die einen vom ersten Moment an fesseln,die einem nah gehen,weil sie etwas im Herzen berühren.
So erging es mir bei diesem Roman,der so vielschichtig ist und für mich schon jetzt ein moderner Klassiker ist.

Der junge Fischer David Baptiste fährt zum Angeln in die „Murder Bay“,als er dort zum ersten Mal die Meerjungfrau Aycayia erblickt,die in ihm eine Mischung aus Faszination,Begehren aber auch Erfurcht weckt.
Unglücklicherweise sind auch zwei amerikanische Touristen zum Hochseeangeln rausgefahren und haben die Meerjungfrau am Haken.Als sie Aycayia an Bord ziehen,können sie ihren Augen kaum trauen,wittern aber bald das große Geld und planen die Meerfrau an Land zu bringen um sie in die USA mitzunehmen und dort zu verkaufen.
In einer Nacht-und Nebelaktion rettet David die Meerjungfrau und versteckt sie bei sich zu Hause.Dort verwandelt sie sich nach und nach in eine „normale“Frau.Beide fühlen sich zueinander hingezogen,doch auf Aycayia lastet ein alter Fluch,der sie zu ewiger Einsamkeit verbannt hat.
Kann ihre Liebe den Fluch brechen und kann Aycayia ihre innere Freiheit bei David wiedererlangen?

Monique Roffey ist mit „Die Meerjungfrau von Black Conch“ein modernes Märchen gelungen,das von der ersten Seite an fesselt.Alleine die Beschreibung,wie die Amerikaner die Meerjungfrau aus dem Wasser angeln ist höchstspannend und erinnert zuweilen an Klassiker wie „Moby Dick“.Durch den einzigartigen Schreibstil,an dieser Stelle ein großes Kompliment an die Übersetzerin Gesine Schröder,wirkt die Erzählung absolut authentisch und gibt dem Roman einen ganz eigenen Sound,der auf mich als Leser exotisch und mystisch wirkt.
Die Meerjungfrau Aycayia ist so anders,als man es von kitschigen Disney Versionen kennt.Sie ist riesig mit ihrer Schwanzflosse und stark und hat etwas unzähmbares und wildes an sich.Sie gehört dem Volk der Taino an,welches als ausgerottet gilt.Sie löste als junges Mädchen bei den Männern ein unbändiges Verlangen aus und wurde deshalb von eifersüchtigen Frauen verflucht und als Meerfrau in die einsamen Tiefen des Meeres verbannt.
David ist der erste Mann bei dem sie zum ersten Mal Zärtlichkeit und Liebe erfährt.Doch er muss erkennen,dass er Aycayia nicht an sich binden kann.

Dieser Roman ist auf so vielen Ebenen mehr als eine Liebesgeschichte.Es geht um Freundschaft,Habgier,Eifersucht und um das zerstörerische Wesen des Menschen.Es wird auch auf die blutige Kolonialgeschichte der Karibik von der auf Trinidad geborenen Autorin hingewiesen,um Andersartigkeit ,was uns einerseits abstößt aber auch fasziniert.

Insgesamt ist dieses Werk ein kleines Wunder,was mich als Leser auf ganz vielen Ebenen berührt hat und ich kann es jedem uneingeschränkt zum Lesen weiterempfehlen.