Absolut lesenswert

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momoe Avatar

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Harriet Constables Roman "Die Melodie der Lagune" spielt im historischen Vendig. Die Geschichte beginnt 1695 mit der Schwangerschaft einer Prostituerten, die in ihrer Not ihre Tochter bald nach der Entbilund in einer Mauernische des Waisenhauses, Ospedale della Pietá ablegt, um dieser bessere Lebensumstände zu ermöglichen. Denn trotz der körperlichen Züchtigungen, die auch hier wie in anderen Waisenhäusern üblich sind, werden die Mädchen hier musikalisch ausgebildet, und besonders Talentierte werden Mitglied des berühmten Orchesters dieses Hauses.
So wird ihre Tochter, Anna Maria della Pietá, unter dem strengen Musikleiter Antonio Vivaldi, eine berühmte, von Ehrgeiz zerfressene Violinistin, die nur für die Musik lebt und alles daran setzt, unvergessen zu werden.
Mit diesem Ehrgeiz und ihrer Arroganz habe ich die Protagonistin - trotz des Mitleids für sie als Waisenkind - nicht nur als sympathisch empfunden, sondern ihr Verhalten gegenüber ihren Freundinnen als sehr störend empfunden, aber das Romanende konnte dieses dann doch noch ausgleichen.
Es liest sich erschreckend, wie "unsichtbar" selbst solch eigentlich doch durch ihre Fähigkeiten herausragende Frauen zu dieser Zeit waren.
Die Schilderungen der Autorin, die sich offenbar in vielen Bereichen stark an belegte historische Daten gehalten hat, sind so ausführlich, interessant und bildhaft, dass ich das Gefühl hatte, ebenso wie Anna Maria nicht nur die Musik zu hören, sondern auch die Farben zu sehen, den Gestank des früheren Venedigs zu riechen und auch die Erniedrigungen zu spüren.
Ich kann hier nur eine klare Leseempfehlung aussprechen.