Enttäuschend

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richratherin Avatar

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Das Cover des Romans erweckte bei mir den Eindruck, dass im Buch die Schriftstellerin Nancy Mitford im Mittelpunkt steht. Tatsächlich sind die Kapitel jedoch gleichmäßig auf drei der sechs Mitford-Schwestern, Diana, Unity und Nancy verteilt. Und da zwei der Schwestern aktive Unterstützerinnen des Faschismus waren, bekommen die Lesenden Einblick in die Aktivitäten der britischen und deutschen Faschisten während der 1930er-Jahre. Dies ist teilweise interessant, hat jedoch im Verlauf des Buchs auch seine Längen. Geschmacklos waren für mich die Szenen, in denen Hitler als Person mit wörtlicher Rede auftritt und dabei als formvollendeter Gentleman der leisen Töne dargestellt wird. Für eine amerikanische Autorin scheint hier keine Schmerzgrenze überschritten zu werden. Von einem deutschen Lektorat hätte ich mehr Fingerspitzengefühl erwartet.

Besonders ärgerlich: Die Kapitelüberschriften mit Datum und Ortsangabe erzeugen den Anschein von Authentizität und gründlicher Recherche. Doch gerade bei den Daten ist der Historikerin Marie Benedict einiges durcheinander geraten. Welche Absicht der Autorin steckt dahinter, wenn sie Reihenfolge und Dauer der Ereignisse verändert? Für mich als Leserin stellte sich die Frage: Wenn die nachprüfbaren Fakten teilweise nicht stimmen, inwieweit stimmt dann die gesamte Geschichte? Bekomme ich hier ein authentisches Bild der Mitford-Schwestern, so wie es sich zum Beispiel aus Briefwechseln und Beschreibungen von Zeitzeug:innen ergibt? Oder ist das gesamte Buch nur Fiktion?

Fazit: Anfang und Ende des Romans konnten mich durchaus überzeugen. Doch historische Ungenauigkeiten sowie Längen und sprachliche Schwächen im Text haben mein Lesevergnügen deutlich reduziert.