Tolle historische Fiktion - unsympathische Charaktere !

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Marie Benedict erzählt die fesselnde Geschichte der Mitford-Schwestern und deren Verstrickung in die Politik in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg. Die Mitfords, britische Gesellschaftsdamen und It-Girls der 1930er Jahre, machten sich mit ihren politischen Ansichten und Eskapaden einen berüchtigten Namen. Die Schwestern vertraten teils stark gegensätzliche politische Ansichten: Zwei von ihnen unterstützten offen den Faschismus und die Nazis, während andere sich entschieden gegen diese Ideologie stellten. Zudem wurden zwei von ihnen als Autorinnen bekannt.

Im Zentrum des Buches stehen drei der sechs berühmten Schwestern: Nancy, Diana und Unity. Nancy Mitford, eine Romanautorin, wird zunehmend alarmiert von den extremen politischen Entscheidungen ihrer Schwestern. Diana lässt sich von ihrem wohlhabenden Ehemann scheiden, um die Geliebte eines führenden Vertreters der britischen Faschisten zu werden. Unity hingegen, von Hitler fasziniert, zieht nach Deutschland, um Zugang zu seinem inneren Kreis zu gewinnen. Als Nancy das wahre Ausmaß der Entscheidungen ihrer Schwestern erkennt, steht sie vor einer schwierigen und gefährlichen Wahl: Soll sie ihre Familie oder ihr Land verraten?

Was mir an diesem Buch schwerfiel, war, Sympathie für die Charaktere zu empfinden. Besonders Diana und Unity fand ich abstoßend: Dianas Verhalten war durchgehend unerträglich, vor allem da sie selbst in späteren Interviews keinerlei Reue zeigte. Unity hingegen erschien eher fehlgeleitet und letztlich bemitleidenswert. Selbst Nancy war keine besonders sympathische Figur.

Habe ich das Buch dennoch genossen? Ja. Wie auch bei anderen Büchern von Marie Benedict hat mich dieses Werk auf spannende Weise über Frauen in der Geschichte informiert, die ich zuvor kaum beachtet hatte. Ich kannte zwar den Namen der Mitford-Schwestern, wusste aber wenig über sie. Das Buch inspirierte mich zu weiteren Recherchen, die mir besonders viel Freude bereiteten – ein Aspekt, den ich an gut gemachter historischer Fiktion besonders schätze.