Was denn, jetzt noch?!

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Eva verbringt ein paar Tage bei ihrer Freundin Carla im sonnigen Spanien. Die beiden kennen sich seit Jahren und vertrauen sich alles an. Als Eva auf einer Party dem attraktiven Henry näher kommt, kann sie sich darauf verlassen, dass Carla nichts ihrem langjährigen Lebenspartner Arne verrät. Mit ihm hat sie seit über 20 Jahren eine eheähnliche Langzeitbeziehung, die ebenfalls schon Höhen und Tiefen erlebt hat. Die gemeinsame Tochter Frieda hätte es schon lieber, wenn ihre Eltern ganz traditionell verheiratet wären. Für Eva ist die Ehe eine Bindung, die ihre Unabhängigkeit verdrängt. Daher ist sie überrascht, dass Arne ihr nach der Rückkehr einen Heiratsantrag macht. Allerdings hat er noch eine Überraschung: Er wird demnächst für längere Zeit wegen seines Jobs ins Ausland gehen.

Franka Bloom spricht in diesem Unterhaltungsroman gleich mehrere Themen an, die für die fast 50-jährigen immer mehr in den Vordergrund rückt. Man merkt, dass das Alter voranschreitet, aber das Gefühl noch nicht aktualisiert wurde. Man ist körperlich fit und hat sich noch nicht von allen Träumen der Jugend verabschiedet. Bei manchen merkt man, dass es richtige Herzenswünsche sind und man möchte sie nun noch erfüllen. Gleichzeitig wächst aber auch das Bedürfnis nach sozialer und finanzieller Sicherheit. Der Freundeskreis ist wichtig für den Austausch, zeigt aber oft dieselben Probleme, die man selber gerne vermeiden würde. Die Beziehung zu den Eltern verändert sich zwangsläufig mit dem Erwachsenwerden. Die einzigen Vorbilder werden relativiert, was ebenfalls zu den eigenen Entscheidungen beiträgt. Der Roman Die Mitte ist ein guter Anfang hat für jeden wichtigen Wegweiser eine Figur, die für das Gesamtgefüge wichtig ist.

Die Welt um Eva gerät ins Wanken als sie durch das Kennenlernen von Henry darauf gestoßen wird, was ihr mit Arne fehlt. Die liebenswerten Seiten sind über die Jahre zur Selbstverständlichkeit geworden und auch Arne hat sich seine Freiheiten gesucht. Die unterschiedlichen Erwartungen an die Beziehung werden im Streit um die geplante Hochzeit deutlich. Ungewöhnlich fühlt sich die Planung an, weil das Paar ja bereits die Hälfte ihres Lebens zusammen verbracht hat und die klassische Reihenfolge von daher schon nicht eingehalten wird. Die Frage, was der Einzelne will und der Druck von außen sind mit seiner ganzen nervenaufreibenden Belastung spürbar. Will man der Protagonistin schon zurufen, es doch einfach so zu lassen, steht der Wunsch von Arne demgegenüber. Seine durchaus vernünftigen Argumente verdienen ebenso Beachtung. Die Entscheidung, was richtig wäre, sollte gut abgewogen werden. Eine Vorstellung, wie es in zwanzig Jahren sein könnte, verdeutlichen Evas Eltern.

Mit Humor und deutlichem Fingerzeig werden Paare in verschiedenen Stadien ihres Zusammenlebens dargestellt. Partnerschaften sind nicht statisch, sondern entwickeln sich und damit auch die Bedürfnisse. Da auch Lebenszeit endlich ist, sind die Überlegungen von Eva und ihrem Umfeld notwendig. Die anfangs durch witzige Situationen eingeleitete Geschichte bekommt so eine ungeahnte Tiefe. Der Fokus liegt stets auf Eva, sodass man besonders ihr Winden und Abwägen nachempfindet. In jedem Fall ist es ein Lesetipp mit emotionaler Ansprache.