empathisch und eindrücklich geschrieben

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buchstabengeflüster Avatar

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Was wäre wenn... wer hat sich das nicht schoneinmal gefragt? Kleinste Entscheidungen könnten so viel änder und ich hab mir schon oft vorgestellt, dass es so viele Leben gäbe, die man hätte leben können. Deswegen bin ich sehr gespannt auf die neue Geschichte von Matt Haig. Ich möchte wissen, warum Nora sich das Leben nahm, wie ihr Leben aussah und welche sie hätte haben können.
Das Buch beginnt passend mit einer Bibliothekarin und Nora, die ihren Abschluss macht. Dabei treten zwangsläufig die Gedanken auf, dass einem die ganze Welt offen steht, man so viel tun könne und endlich, was man will. Und 19 Jahre später scrollt sie durch die perfekten Leben der anderen. Es wird die Möglichkeit der Lebensgestaltung thematisiert und Matt Haig hat hierdurch einen sehr gut Einstieg gewählt. Man kann direkt mit Nora mitfühlen. Sie ist einsam, hat mentale Probleme, ihr Berufsleben ist trotz Uniabschluss nicht das beste und der Kontakt zur ihrem Bruder und Freundinnen ist eingeschlafen. Einige Dinge kann ich ihr so gut nachfühlen. "x Stunden bevor sie beschloss zu sterben" ist immer wieder der Anfang eines jeden Kapitels, ruft den Leser immer wieder in Erinnerung, dass Nora bald tot sein wird, tot sein will und zeigt immer wieder etwas, dass in ihrem Leben grad richtig schlecht läuft. "Vielleicht hatte sie einfach keinerlei Talent dafür. Zum Leben.Stunden vergingen. Sie hätte gerne eine Aufgabe gehabt, etwas, das ihrem Leben Sinn verlieh. Aber sie hatte nichts. [...] Es kommt nie zu irgendetwas, dachte sie. Das ist ja das Problem." (S. 30). Selbst bevor es direkt beschrieben wird, hab ich schon dieses leere Gefühl in der Brust, die Einsamkeit und Sinnlosigkeit. Matt Haig hat es geschafft in nur wenigen Kapiteln Noras Leben zu umreißen und ihre Gefühle nachvollziehbar darzustellen. Ich leide mit Nora mit und möchte mit ihr mitfiebern, mit ihr all die Leben sehen, die hätten sein können, ihr etwas Freude geben. Ich hatte schon jetzt Tränen in den Augen. Der Punkt, an dem sie sich das Leben nimmt, ist eine schlechte Stelle für das Ende der Leseprobe. Ich möchte mehr! Schon im Vorherein war es klar, dass ich das neue Buch von Matt Haig, meinem Lieblingsautoren, gerne (vorab) lesen möchte und jetzt noch mehr!