Was wäre wenn – die Theorie ungenutzter Möglichkeiten

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donna vivi Avatar

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Eine junge Dame, mit sehr-sehr vielen Problemen steht im Mittelpunkt im Matt Haigs Roman »Die Mitternachtsbibliothek«. Bereits am Anfang der Erzählung entsteht eine große Sympathie für die Protagonistin, Nora, die sehr schnell das Mitgefühl des Betrachters für sich gewinnt. Die Gespräche und Gedankengänge deuten auf eine schmerzhafte Tragödie in ihrer Vergangenheit hin, die kaum zu ertragen ist.
Umdenken, sich aus ihrer Verzweiflung zu befreien, wäre für Nora die beste Lösung. Doch das ist eine zu große Aufgabe für eine depressive junge Dame. Es ist erstaunlich, dass eine so talentierte, außerordentlich kluge Frau, wie sie, schon seit Jahren »Lebensangst« hat und in ihrem Dasein gefangen lebt. Nun, was ist passiert?
Beunruhigend wirkt der Countdown, der die Zeitspanne markiert, in der Nora beschließt zu sterben. Je näher ihr herbeigewünschter Tod rückt, umso bedrückender wirken die Ereignisse um sie herum. Leider erfährt man bis zu diesem Zeitpunkt auch nicht, was ihre hoffnungslose Lage ausgelöst hat. Die Mischung aus Spannung und intelligent entwickelten Episoden aus einem einsamen, traurigen Leben überzeugt und steigert die Erwartung, mehr zu erfahren.
Schlicht in die Texte integrierte, philosophisch angehauchte Lebensweisheiten schmücken die Erzählung, diese tauchen völlig unerwartet in der unscheinbaren Kleinstadt-Umgebung auf und summieren die Situationen überraschend knapp und elegant, wie beispielsweise diese Feststellung: »Das Universum tendiert zu Chaos und Entropie. Das sind die Grundlagen der Thermodynamik. Vielleicht sind es auch die Grundlagen des Daseins.«
»Die Mitternachtsbibliothek« ist ein Buch zum Staunen und Nachdenken, stets mit der Hoffnung, dass die Protagonistin den Weg zu ihrem Glück findet.