Der Sinn des Lebens? Leben!

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Das neue Buch von Bestseller-Autor Matt Haig: eine philosophisch-imposante Lebensbereicherung oder eine aufgewärmte Alltagsphilosophie?

Autor

Matt Haig – der Autor von „Ich und die Menschen“ und „Ziemlich gute Gründe am Leben zu bleiben“ versucht es wieder mit seinem Lieblingsthema, dem Sinn des Lebens. Der, 1975 in Sheffield geborene, Schriftsteller wurde bereits für seine Romane und Kinderbücher mit verschiedenen literarischen Preisen ausgezeichnet und in über 30 Sprachen übersetzt. Das legt die Messlatte sehr hoch. Kann er den Erwartungen gerecht werden?

Handlung

In Nora Seeds Leben läuft alles schief: Sie verliert ihre Familie, ihren Job und sogar ihren Kater Voltaire, und am schlimmsten: ihren Lebenswillen. Als sie beschließt, sich das Leben zu nehmen, findet sie sich in der Mitternachtsbibliothek wieder. Diese symbolisiert den Zwischenraum zwischen Leben und Tod. Jedes Buch in dieser Bibliothek enthält eine andere Version von Noras Leben. Sie bekommt die Chance in die jeweiligen Leben einzutauchen und erfahrt, was passiert wäre, wenn sie andere Entscheidungen in ihrem Leben getroffen hätte. Kann Nora in einem anderen Leben glücklicher werden?

Meinung zur Handlung

Bei den ersten 30 Seiten war ich eher abgeneigt von der Geschichte. Durch einen Countdown (z.B.: „27 Stunden bevor sie beschloss zu sterben“) wird Noras aktuelles Leben dargestellt. Es war deprimierend, sich Noras runterziehende Gedanken zu lesen. Ich dachte mir nur: >>Ruf bitte jemanden an! Auch, wenn deine beste Freundin dir nicht gleich antwortet, gibt es doch spezielle Hilfehotlines. Bitte such dir Hilfe!<< Naja, und dann war es passiert und das Konzept der Mitternachtsbibliothek wurde vorgestellt. Nach und nach erfährt der Leser mehr über die Vergangenheit der Protagonistin, das war sehr interessant. Ich hätte vor diesem Buch sicherlich weniger über die Arbeit einer Gletscherforscherin gewusst. Es wird alles vorstellbar beschrieben und mit philosophischen Zitaten untermauert, zum Beispiel von Satre, Voltaire oder Thoreau (der mir bis dato völlig unbekannt war). Über ein paar Aspekte konnte ich im Anschluss besser nachdenken, diese Denkanstöße haben mir sehr gut gefallen. Ich bin mir sicher, da kann sich jeder etwas rausziehen. Es zog sich so dahin und der Ausgang der Geschichte wurde für den Leser immer augenscheinlicher, während die Protagonistin sich immer weniger darüber im Klaren war. Das Ende versöhnte mich dann wieder, auch wenn ein Twist noch für Spannung/Überraschung hätte sorgen können, bin ich mit dem Ende zufrieden.


Empfehlung-Fazit

Ich empfehle DIE MITTERNACHTSBIBLIOTHEK von Matt Haig allen- im Leben gefestigten- Personen, denn klar ist: Diese Bibliothek ist eine Fiktion des Autors und es soll hier nicht der Anreiz entstehen, den Wahrheitsgehalt auszutesten! Wenn du nicht mehr weiterweißt und du bei dir eine depressive Stimmung erkennst, sprich bitte mit jemandem -Freunde, Familie, Kollegen oder einer netten Person bei einer Hilfehotline. Es ist nie alle Hoffnung verloren!

Dieser Roman ist eine nette, philosophische, aber etwas langatmige Suche nach dem Sinn im Leben mit einer unbedarften Protagonistin, bei der ich nicht zu jeder Zeit ihre Gedanken nachvollziehen konnte. DIE MITTERNACHTSBIBLIOTHEK kann dem Rezipienten Denkanstöße verschaffen und unterhalten, allerdings würde ich es nicht als Highlight bezeichnen. Mit anderen Worten: Man wird aber auch nicht dümmer, wenn man es liest.

DIE MITTERNACHTSBIBLIOTHRK| Matt Haig| aus dem Englischen von Sabine Hübner| Droemer Knaur Verlag| 2021| 320 Seiten