die Mitternachtsbibliothek

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vanessaliest Avatar

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Nora Seed ist in ihrem Leben an einem Punkt angekommen wo sie nicht mehr weitermachen möchte. Sie versucht ihr Leben zu beenden und findet sich kurz darauf allerdings nicht im Jenseits, sondern in der Mitternachtsbibliothek wieder. Ein Ort zwischen Leben und Tod, wo sie mit durch unendlich vielen Büchern die Frage nach dem „was wäre wenn?“ beantworten kann. Was wäre wenn ich geheiratet hätte? Polarforscherin geworden wäre? Nach Australien ausgewandert? Alles was sie im Leben bereut hat ausspielen und mit eigenen Augen sehen was denn gewesen wäre, wenn doch nur…

Für ein Buch, in dem so viele Bücher vorkommen, hat es doch bemerkenswert wenig mit Büchern zu tun. Die Vorstellung einer richtigen Mitternachtsbibliothek hat mich unwahrscheinlich hype auf das Buch gemacht (Bücher über Bücher sind mit die besten!) und die mich nun ein bisschen enttäuscht zurücklässt – ist die Mitternachtsbibliothek doch bestenfalls eine Metapher. Wenngleich auch eine schöne.

Nora ist depressiv, was im Endeffekt auch ihren Suizidversuch begünstigt und als jemand, der selber unter Depressionen leidet, hat Matt Haig dieses Thema sehr anschaulich dargestellt. Besonders im ersten Teil des Buches gab es einige Momente, die mich für Nora mit, tieftraurig gemacht haben.

Trotzdem ist „die Mitternachtsbibliothek“ kein trauriges Buch, tatsächlich ist die ganze Reise, die Nora macht eher vergleichbar mit dem Moment, kurz nachdem man aus dem Wasser auftaucht: Man macht die Augen auf und nachdem es unter Wasser dunkel war, wird es plötzlich hell und man kann einen köstlichen frischen Atemzug nehmen.
Ein Buch darüber Licht zu sehen, wo vorher Schatten war, zu bemerken, dass das eigene Leben voller Möglichkeiten ist und das es okay ist, wenn mal keine Luft bekommt im Leben. Der nächste Atemzug wird dafür umso befreiender sein.

Gewürzt mit einer guten Prise Philosophie, etwas magischem Realismus, einer Begegnung mit einem Eisbären und einer Katze namens Voltaire, die allerdings ganz und gar unprätentiös ist und daher lieber „Volts“ genannt wird.