Ein Leben? Oder doch ganz viele?

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justm. Avatar

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Als Nora innerhalb kürzester Zeit nicht nur ihren Job, ihren einzigen Klavier-Schüler und ihren geliebten Kater verliert, sondern dazu noch meint, daß sie eigentlich sowieso niemand braucht, beschließt sie sich das Leben zu nehmen. Doch anstatt zu sterben landet sie in der "Mitternachtsbibliothek". Einem Ort an dem die Zeit still steht und mit einer unendlichen Zahl von Büchern. Bücher, die für ihr Leben stehen. Also für die Leben, die sie hätte führen können, wenn nur eine Kleinigkeit in ihrem eigentlichen Leben anders gelaufen wäre. Und Nora erhält die einmalige Möglichkeit in all diese verschiedenen Leben hineinzuschnuppern.

Von der Idee des Buches begeistert hab ich mich auf das Lesen sehr gefreut, war aber schnell, na nennen wir es, ernüchtert.
Denn während ich die Idee immer noch wahnsinnig gut finde, so ist die Umsetzung ein wenig stockend, ein wenig zu kopflastig.
Autor Matt Haig nutzt den Kniff, daß seine Protagonistin mal Philosophie studiert hat, dazu, um in diesem Buch jede Menge Philosophie-Zutate zum Besten zu geben. Das mag im Anbetracht des Buch-Themas auch passend sein, kann aber in der Häufigkeit auch schnell nervig wirken. Gerade wenn man bedenkt, daß dann auch noch Physik dazu kommt, wenn es um die Betrachtung von Multiversen und ähnlichem geht.

Ich möchte das Buch gar nicht madig machen, denn es ist an sich gut geschrieben und man merkt, daß der Autor sich mit der Idee auseinandergesetzt hat. Es wirkt halt nur phasenweise sehr theoretisch und verkopft.
Glücklicherweise sind die Kapitel nie zu lang und so kann man das Buch auch immer mal wieder aus der Hand legen, um das Gelesene ein wenig sacken zu lassen. Auf jeden Fall macht man sich also seine eigenen Gedanken. Das kann man auch nicht von jedem Buch behaupten!

Fazit: Die eigentliche Idee ist einfach sehr gut und auch die Lehre des Buches, manche mögen Moral sagen, hat letzten Endes was für sich. Inwiefern es dafür Philosophie und Quantenphysik-Ausschweifungen gebraucht hätte, bleibt aber fraglich.