Es macht, dass die Sonne scheint!

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Ich wusste es! Ich habe seit langem auf ein Buch wie diesem gewartet und als es dann da war, hat es nach mir gerufen. Zum Glück habe ich es gehört! Schon der Titel und das Cover haben mir die Freundschaft angeboten, der Klappentext kam einer Liebeserklärung gleich. Jetzt rückblickend kann ich erleichtert sagen, dass ich nicht enttäuscht wurde.

Matt Haig schreibt mir aus dem Herzen. Ich frage mich, ob es irgendeinen Menschen gibt, der sich in diesem Roman nicht wiederfindet. Und wenn er existiert: Ist er zu beglückwünschen oder zu bedauern? Ich meine es ernst: Ich bin mir sicher, dass wir alle ab und zu düstere Gedanken haben und uns nicht vorstellen können, dass es auch bessere Zeiten geben wird. Und genau dieses Thema wird hier aufgegriffen. Manche haben diese Gedanken öfter als andere, aber früher oder später wird die Frage "Was wäre ich, wenn..." allgegenwärtig. Wir werden wehmütig und stellen uns uns in einem Paralleluniversum vor.
Wer gerne über das Leben philosophiert, der ist mit diesem Buch gut bedient.

Das Schöne dabei ist, dass Matt Haig zwar sehr belesen wirkt, aber Zitate nur zur Bereicherung, nicht zur Unterdrückung des Lesers einsetzt. Es ist gerade sein großes Erfahrungs-Repertoire, dass es ihm ermöglicht, in Worte zu fassen, was die meisten anderen nur denken können. Dafür hat er meinen Respekt! Die Verweise auf Philosophen, Theorien und Songs untermalen die grundsätzlichen Aussagen, nicht andersherum. Sehr angenehm!

Die Sprache ist sehr eindringlich wie man es vielleicht auch erwartet. Sie soll den Leser erreichen, nicht nur unterhalten und das ist auf jeder Seite bemerkbar. Deswegen ist sie zwar einfach gehalten, aber auf den Punkt. Es gibt viele interessante Bilder und Vergleiche, und ja: Es werden auch große Worte geschwungen. Aber es ist keinesfalls mit Weisheiten überladen. Diese Gefahr besteht bei diesem Genre ja immer.

Für den einen oder anderen mag es ins Pathetische abdriften. Auch ich habe mir deswegen Sorgen gemacht, besonders angesichts der ersehnten Auflösung. Letztendlich waren alle Sorgen unbegründet. Da auch Matt Haig nicht Gott ist und die Antwort auf ein glückliches Leben nicht gepachtet hat, kann er nur seine eigenen Erfahrungen einfließen lassen und dem Leser mitgeben. Die Reise, die die Protagonistin durchlebt, legitimiert jedes einzelne Wort, das in der Auflösung fällt. Ich bin mit dieser sehr zufrieden. Es ist so ähnlich gekommen, wie ich es mir ausgemalt habe und was sie mit der Message anstellt, muss jede Person für sich entscheiden.

Mich hat das Buch inspiriert und ich kann mir vorstellen, dass es besonders depressiven Menschen das Gefühl gibt, nicht allein zu sein. Es wird sie nicht heilen, aber zumindest zeigen, dass die Macht in einem selbst steckt und unendliches Glück nur eine Illusion ist, was übrigens auch für das Unglück gilt. Wer nicht an Paralleluniversen glaubt, wird dennoch ein Fünkchen Wahrheit für sich entdecken, man muss dafür nicht mal in die Quantenmechanik gehen. Und wenn das einzige, was man mitnimmt, nur ein positives Gefühl und Sonnenstrahlen im Herzen sind, dann war es das Lesen doch wohl wert, meinst du nicht?

Ich wurde für diese Rezension übrigens nicht bezahlt oder sonst wie honoriert. Ich bin nur eine zufriedene, X-beliebige Leserin, die gerade von einem aufregenden Ausflug in die Mitternachtsbibliothek zurückgekehrt ist und der Meinung ist, dass es mehr Bücher von dieser Art geben sollte.