tiefgründig und emotional

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sandraslesewelt Avatar

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Zum Cover:
Das Cover und der Titel waren bei diesem Buch ausschlaggebend, dass ich überhaupt die Leseprobe gelesen habe. Beide haben mir total gut gefallen und meine Aufmerksamkeit auf den Inhalt gelenkt. Den Autor kannte ich bis dahin zumindest nicht bewusst und hatte noch nie etwas von ihm gelesne. Der Sternenhimmel als Hintergrund des Covers (der sich übrigens auch auf der Bindung wiederfindet, wenn man den Schutzumschlag abnimmt) sowie das Haus, das einem Windlicht ähnelt, haben mir ein heimeliges Gefühl gegeben und den Eindruck vermittel, dass es sich hier um ein Wohlfühlbuch handelt.

Zum Buch:
Das dieses Buch ein Wohlfühlbuch ist musste ich aber schon beim Lesen der Leseprobe revidieren. Man trifft dort auf Nora Seed, deren Leben nicht so läuft, wie sie es sich erhofft und gewünscht hat und die nach einem desaströsen Tag beschließt ihrem Leben nun endgültig ein Ende zu setzen.

In den ersten Kapitel lernt man Nora kennen, erfährt etwas über die Menschen um sie herum, was ihr wichtig ist und wie ihr Leben aktuell verläuft. Als die Stunde Null schlägt und nachdem Nora ihre Entscheidung getroffen hat, nicht mehr weiterleben zu wollen, findet sie sich in der Mitternachtsbibliothek wieder. Dort hat sie eine unendliche Auswahl an Büchern, die ihre verschiedenen Leben zeigen.

"Die Mitternachtsbibliothek" handelt davon, dass jede Entscheidung, die wir im Leben treffen, den weiteren Verlauf unseres Lebens Beeinflusst. Manche Entscheidungen beeinflussen es gravierender, andere nur ein wenig und es wird der/dem Leser:in bewusst gemacht, dass diese Entscheidungen eben nicht nur unser eigenes Leben beeinflussen, sondern auch das der Menschen, die Teil unseres Lebens sind, egal wie groß oder klein ihr Anteil daran ist. Ob es unsere Familie ist, Freunde oder "nur" das Nachhilfekind, für jeden wären wir auf eine andere oder eben keine Weise ins Leben getreten, wenn wir uns in der Vergangenheit für andere Entscheidungen entschieden hätten. Dieses Buch ist also nicht nur ein fiktiver Roman, sondern fordert den/die Leser:in gleichzeit dazu auf, sich über sein eigenes Leben Gedanken zu machen. Die meisten von uns haben sich sicherlich schon das eine oder andere Mal gefragt: "Was wäre gewesen, wenn...", mag es eine andere Berufswahl, die Entscheidung pro oder contra eines Partners oder eines Hobbies gewesen sein. All diese Varianten und "was wäre wenns" - werden in der Mitternachtsbibliothek ausprobiert. Nora entscheidet sich mal dazu ihre diversen Hobbies aus ihrer Kindheit weiterzuverfolgen, mal dazu doch auf ein Date zu gehen. Am Ende steht jedoch die Einsicht, dass all diese Entscheidunge, die wir bzw. Nora treffen, um in erster Linie andere Menschen glücklich zu machen, seien es die Erwartunen unserer Familie zu erfüllen oder die der Gesellschaft, uns nie wirklich glücklich machen werden, denn wir bzw. Nora müssen unsere eigenen, selbstständigen Entscheidungen führen und das Leben wählen, das wir selbst leben möchten.

Da ich euch nicht spoilern möchte, erzähle ich euch nicht, für welches Leben und ob überhaupt für eins sich Nora entscheidet. Ich habe die letzten Seiten jedoch durchweg geweint.

Fazit:
Ich habe selten ein Buch gelesen, das kein Sachbuch war, aber doch so tiefgründig. Ein Buch, das zur Selbstreflektion aufruft, dass einen quasi dazu zwingt beim Lesen über sich selbst nachzudenken. Aber ich denke auch, dass dieses Buch nicht jede:n ansprechen wird und das es dazu eine gewissen Offenheit dem Thema gegenüber braucht und/oder den passenden Moment im Leben. Außerdem gefällt es mir gut, dass der Klappentext bereits eine Art Triggerwarnung ist und man vorab weiß, dass es um Suizid und Depressionen geht.

Leseempfehlung:
Ich mochte das Buch sehr, aber es fällt mir sehr schwer eine uneingeschränkte Leseempfehlung zu geben, da das Buch eben ein sehr delikates Thema behandelt. Nicht jede:r wird einen Roman zum Thema Depressionen und Suizid lesen wollen bzw. lesen können. Wie ich bereits im Fazit geschrieben habe, muss das Buch zum Leben passen.