Welches Leben wählst du

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
nanacookie Avatar

Von

Die Mitternachtsbibliothek ist ein besonderer Ort. Ein Ort, an den man gelangt, wenn man sich zwischen Leben und Tod befindet. An diesen Ort findet sich Nora Seed wieder, nachdem sie beschlossen hatte ihr Leben zu beenden. In der Mitternachtsbibliothek erhält sie die Chance, Blicke in all ihre möglichen Leben, die sie nie gelebt hat, zu werfen.

Matt Haig greift hier ein Thema auf, über das die einen viel nachdenken und anderen ist es noch nie in den Sinn gekommen, darüber nachzudenken. Was wäre wenn… ich eine andere Entscheidung getroffen hätte. Wie würde mein Leben dann jetzt aussehen? Besser? Schlechter?

Ich war sehr gespannt wie der Autor mit dieser Fragestellung umgeht. Welche Werte er dem Leser am Ende mitgeben möchte. Und ich bin durchaus positiv überrascht, da ich anfangs nicht genau wusste, was mich erwartet. Während Nora in ihre verschiedenen Leben eintaucht, lernt sie nicht nur sich selbst besser kennen. Sie erkennt, dass es nicht nur auf die großen Entscheidungen im Leben ankommt, sondern dass auch viele kleine Entscheidungen großes bewirken können. Und sie muss erkennen, dass man auf gewisse Ereignisse keinen Einfluss hat, da sie von unseren eigenen persönlichen Entscheidungen nicht betroffen sind.

Die wichtigste Erkenntnis, die sie jedoch erlangt – und hier vermutlich auch der Leser – dass das Leben einfach kommt wie es kommt. Wir können es mit unseren Entscheidungen zwar beeinflussen, aber gleichzeitig sind um uns herum so viele Menschen, die unser Leben ebenfalls mit ihren Entscheidungen beeinflussen. Ich finde das sind wichtige Punkte, die der Autor aufzeigen möchte. Man sollte sich nicht verrückt machen, mit was wäre wenn-Fragen, denn man kann nicht alles beeinflussen.

Nora sehen ich an dem Buch als größte Schwachstelle. Sie ist nicht direkt unsympathisch, aber sie stellt sich manchmal schon etwas dämlich an. Bei den ersten Malen als sie ihre anderen Leben besucht, konnte ich noch verstehen, dass sie überfordert ist und sich erst zurechtfinden muss. Aber auch nach mehreren Leben stellt sie sich immer noch unbeholfen an und macht es so offensichtlich, dass etwas nicht stimmt. Das war irgendwann schon anstrengend.

Das Ende ist schon eher Feel-Good-mäßig ausgefallen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es so ganz passt. Hier hätte der Autor vielleicht etwas mutiger sein können.

Es ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt und trotz des Themas nicht übermäßig philosophisch wirkt. Auch wenn ein gewisser Philosoph gerne zitiert wird.