Der Pfarrer weiß immer mehr

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borstelmaus Avatar

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Zu Beginn dieses Romans stellt sich die leicht chaotisch wirkende Susan Ryeland in der Ich-Form selbst vor. Nicht unbedingt meine liebste Lesart, aber ich lasse mich gern eines Besseren belehren. Sie arbeitet als Lektorin und nimmt den Leser mit, als sie die Lektüre eines neuen Manuskripts beginnt. Schön fand ich folgende Liebeserklärung von ihr an das Lesen und Bücher im Allgemeinen: "Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich so wichtig ist, was wir lesen. Unser Leben verläuft eigentlich immer in den vorgegebenen Bahnen. Die Bücher erlauben uns allenfalls einen Blick auf die Alternativen. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum wir sie schätzen." (Zitat Seite 9-10) Im Anschluss daran erklärt Susan, dass dieses Manuskript von Alan Conway ihr Leben komplett verändert hat, und es klingt so, als ob dies nicht nur positiv wäre. Außerdem warnt sie uns als Leser vor einer ähnlichen Gefahr, sollten wir wagen, dieses Buch weiter zu lesen.
Nichtsdestotrotz beginne ich gemeinsam mit Susan das beschriebene Manuskript zu lesen, schön zu erkennen an einer veränderten Schriftart. Ein weiteres liebevolles Detail ist die Aufmachung des Manuskripts, es wird realistisch vermittelt ein komplett neues Buch anzufangen. Da ist die Titelseite, Infos über den (in diesem Fall ja fiktiven) Autor Alan Conway, Pressestimmen und eine Liste der bereits erschienenen Bücher des Autors, eine Krimi-Reihe über den Ermittler Atticus Pünd. Im ersten Kapitel werden dann etliche Personen vorgestellt, unter anderem eine Tote, Totengräber und der Pfarrer der kleinen Gemeinde samt seiner Frau. Dieser Schreibstil unterscheidet sich sehr vom ersten Teil des Romans, die Figuren, Szenen und Umstände werden sehr viel ausführlicher und gemächlicher entwickelt, dabei deutet sich schon die eine oder andere Untiefe bei den Handelnden an.
Kompliziert wird es, als ich wieder bei Susan lande. Wieso sind auf einmal so viele Personen tot? Und warum sagen mir die ganzen Namen nichts? Woher weiß Susan auf einmal, dass vom Manuskript das Ende fehlt? Weshalb entwickelt sie Thesen, wer der Mörder sein könnte? Ein Blick auf die Seitenzahl hilft in diesem Fall weiter: Die Leseprobe ist um etliche Hundert Seiten nach hinten gewandert, so dass mir ein erheblicher Teil Handlung fehlt. In diesem Fall hoffe ich, dass die große Verwirrung geklärt werden kann, sobald ich den Zwischenteil oder am besten gleich den ganzen Roman lese. Haben am Ende beide Fälle miteinander zu tun? Ich bin gespannt, wie diese gelöst werden.