Atticus und Susan ermitteln

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Zunächst zum Cover und zur gesamten Aufmachung des Buches:
Ein selten schönes Buch, mit rot-schwarzem Einband und schöner Zeichnung, das schon sehr gewichtig (wörtlich gemeint) daher kommt. Witzig auch das beigefügte Lesezeichen: "#reingelegt".
Da hat sich der Insel-Verlag wirklich liebevoll bemüht, das Buch zu etwas Besonderem zu machen.
Die Handlung selbst besteht im Grund aus zwei Teilen, wobei die Neuzeit als Rahmenhandlung in einem Verlag spielt. Susan Ryeland, Lektorin bei Cloverleaf Books, liest übers Wochenende das neueste Werk des absoluten Beststeller-Autors ihres Verlages, Alan Conway. Dessen Krmis spielen in den 50er Jahren in Old England und sind aufgebaut wie die guten alten Agatha-Christie-Romane: kleine Dörfer mit reichlich Verdächtigen, ein bis mehreren Morden und am Ende klärt der Detektiv, in diesem Fall Atticus Pünd, mit seinem Assisstenten regelmäßig die Fälle im Rund aller möglichen Mörder. Doch diesmal ist es anders: die letzten beiden Kapitel fehlen und - jetzt springt die Geschichte wieder in die Gegenwart - der Autor Conway ist gerade vom Turm seines ausladenden Anwesens gesprungen. Selbstmord oder hat doch jemand nachgeholfen ? Jetzt muss Susan ermitteln , aber sie hat ja gut bei Atticus gelernt....
Die ganze Geschichte ist wie eine russische Matruschka: ziemlich verschachtelt, wechseln sich Gegenwart und Vergangenheit ab, dann gibt es wieder handgeschriebnene kleine Briefe, Berichte usw. Man merkt, dass es dem Autor Horowitz diebischen Spaß gemacht hat, eine solch altertümliche Geschichte zu entwickeln, mit vielen Fährten und Namensanleihen bei seinem großen Idol Agatha Christie. Sehr charmant sind immer wieder neuzeitliche Autoren, die z.Teil von Susans Verlag betreut werden, und genannt werden: Graham Green, Anthony Burgess und Muriel Spark. Viele weitere tauchen als Kollegen von Conway auf. Bei einem Abendessen darf auch Agatha Christies Enkel auftreten, ein sehr netter älterer Herr.
Horowitz ist mir aus seinen Büchern mit Sherlock Homes Geschichten und natürlich den Alex Rider Romanen bekannt. Als Drehbuchautor u.a. von "Inspector Barnaby" -Krimis liebt er wohl diese betuliche Welt und fühlt sich gut darin ein.
Einen Punkt Abzug gibt es von mir, weil der erste Teil deutlich schwächer war als der neuzeitliche Part. Die Einführung vieler Personen und warum sie verdächtig sein könnten, ist wie bei diesen alten Krimis üblich: es hat sich ein wenig gezogen, Spannung kam erst richtig im zweiten Teil auf.
Aber trotzdem empfehlenswert !